Nadine Erbguth
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Warum haben Sie sich für den Studiengang QUSH an der Hochschule Rhein-Waal entschieden?
Ich wusste von Anfang an, dass ich gerne etwas mit Recht studieren möchte, aber Jura kam für mich nicht in Frage. Ursprünglich wollte ich unbedingt im Ausland studieren, aber dann habe ich meinen jetzigen Mann kennengelernt und bin der Liebe wegen in der Umgebung geblieben. Daraufhin habe ich geschaut, welche Optionen es am Niederrhein gibt, und bin auf die Hochschule Rhein-Waal gestoßen. Ich habe mir alle Studiengänge angesehen und so QUSH entdeckt. Der Studiengang klang für mich interessant, und nach einem Blick ins Modulhandbuch, in dem die grundlegenden Themen aufgelistet sind, habe ich schnell gemerkt, dass das Studium stark auf die freie Wirtschaft ausgerichtet ist.
Man lernt die verschiedensten Themen kennen, kann sich aber auch sehr gut spezialisieren. Das fand ich super interessant. Durch die Themen wie Qualitätsmanagement, Arbeitsschutz oder Grundlagen der Rechtswissenschaften habe ich auch das Rechtliche wiedergefunden. Ich finde, man kann mit dem Studium sein Allgemeinwissen vertiefen, und auch der naturwissenschaftliche Teil hat seinen Reiz. Diese Mischung ist zwar teilweise auch herausfordernd, aber sie hat mich direkt angesprochen. Wenn man sich für das QUSH Studium entscheidet, muss man sich darauf einlassen können, dass es viele verschiedene Themen gibt. Herausfordernd waren für mich z.B. Mathe, Statistik und anorganische Chemie. Durch die Arbeit in Laboren und Zusatzaufgaben wurde das Ganze jedoch greifbarer und machbar.
Wie ging es für Sie nach dem Abschluss 2020 beruflich weiter?
Mein Praxissemester habe ich bei einem Unternehmen für Klimatechnik im Bereich Arbeitsschutz absolviert und mich dort anschließend auch initiativ für eine Stelle im Arbeitsschutz beworben. Durch das Praktikum habe ich jedoch bereits gemerkt, dass es oft nicht einfach ist, sich im Arbeitsschutz durchzusetzen. Arbeitsschutz wird häufig als lästig und als notwendiges Übel empfunden, und viele Beschäftige fühlen sich dadurch eingeschränkt oder bevormundet. Ich wusste also, dass diese Stelle eigentlich nicht das Richtige für mich ist, da ich nicht ständig gegen Windmühlen ankämpfen möchte.
Deshalb habe ich mich auch nach anderen Stellen umgesehen. Professor Schumachers hat uns regelmäßig Stellenangebote weitergeleitet und darunter war auch eine Ausschreibung der Bezirksregierung. Bereits im Studium hatten wir Kontakt zur Bezirksregierung, da Herr Dr. Wolf, der Hauptdezernent meines jetzigen Dezernats, einige Vorlesungen gehalten hatte. Also habe ich mich auf die Stelle beworben. Ich hatte dann eine ganz kurze, verzweifelte Phase nach dem Motto: „Hilfe, ich finde keinen Job!“, aber letztlich dauerte sie nur zwei Wochen. Dann kam bereits die Einladung zum Bewerbungsgespräch und kurz darauf war ich quasi schon eingestellt. Zum 1. April 2021 habe ich die Beamtenlaufbahn begonnen und arbeite seitdem als Gewerbeoberinspektorin.
Wie kann man sich Ihren Arbeitsalltag vorstellen?
Ich glaube, dafür muss ich ein bisschen ausholen: Der Arbeitsschutz ist in NRW bei den Bezirksregierungen angesiedelt. Wir sind die zuständige Überwachungsbehörde. Neben den Bezirksregierungen gibt es auch die Berufsgenossenschaften, die als Unfallversicherungsträger bestimmte Aufgaben im Arbeitsschutz übernehmen. Unsere Hauptaufgabe liegt jedoch in der Überwachung. Das bedeutet, wir kontrollieren alle Unternehmen, die Angestellte beschäftigen. Sobald jemand Mitarbeiter beschäftigt, trägt er Verantwortung für den Arbeitsschutz. Unternehmen müssen z.B. auch verschiedene Anträge bei uns stellen.
Meine Hauptaufgabe ist die Überwachung im Gesundheitswesen. Aktuell bin ich für alle Arztpraxen und Physiotherapien in meinem Zuständigkeitsbereich verantwortlich. Wir sind einerseits reaktiv unterwegs, also bei Unfällen oder Beschwerden in Unternehmen, andererseits aber auch proaktiv, indem wir Betriebe ohne konkreten Anlass überprüfen. Mein Aufsichtsbezirk umfasst den Kreis Wesel und die Stadt Krefeld. An mehreren Tagen in der Woche bin ich im Außendienst unterwegs. Dort führen wir Überwachungen durch, sprechen mit den Verantwortlichen, besichtigten die Arbeitsstätten und prüfen, wie diese aufgebaut sind. Wir kontrollieren, ob die erforderlichen Unterlagen vorhanden sind und ob der Arbeitgeber seinen Pflichten nachgekommen ist. Ziel ist es, mögliche Verbesserungen aufzuzeigen.Im Anschluss hinterlassen wir ein Schreiben, das den Arbeitgebern eine Orientierung gibt, welche Maßnahmen erforderlich sind. Es geht im Kern um die Beseitigung von Mängeln. Wir möchten sicherstellen, dass der Arbeitsschutz eingehalten wird und alle Beschäftigten geschützt sind. Dafür ist es wichtig, dass alle notwendigen Unterlagen vorliegen und jede Person sicher und rechtskonform arbeiten kann.
Was gefällt Ihnen an Ihrem Job besonders?
Ich mag besonders, dass meine Arbeit so extrem vielfältig ist. Die Mischung aus Homeoffice, Außendienst und Büroarbeit ist für mich ideal. Und durch Gleitzeit ist der Job auch sehr gut mit dem Familienleben vereinbar. Mir gefällt es, im Außendienst viel zu sehen und regelmäßig Kontakt mit verschiedenen Menschen zu haben. In diesem Job wird man zudem häufiger ernst genommen. Im Arbeitsschutz hat man mehr Einfluss und kann tatsächlich etwas bewirken, weil man aus einer anderen, offiziellen Position heraus mit den Menschen spricht.
Außerdem besteht die Möglichkeit, innerhalb unseres Dezernats zwischen verschiedenen Sachgebieten zu wechseln. Falls ich irgendwann nicht mehr im Gesundheitswesen arbeiten möchte, kann ich das ansprechen und mich einem anderen Fachbereich widmen. Bei uns sind z.B. auch der Strahlenschutz, der Umgang mit Gefahrstoffen oder das Sprengstoffwesen angesiedelt.
Welche Kompetenzen haben Sie durch Ihr Studium erworben, die Sie heute gut in Ihrem Beruf einsetzen können?
Durch die zahlreichen Prüfungen im Studium wird man gut darauf vorbereitet, frei vor anderen Menschen zu sprechen. Die Nervosität in Prüfungssituationen verliert sich spätestens nach der x-ten Prüfung – mich stresst inzwischen kaum noch etwas.
Im Studium habe ich mich relativ früh auf den Arbeitsschutz spezialisiert. Alles, was ich damals zu den Grundlagen gelernt habe, kann ich heute vollständig in meinem Beruf anwenden. Die 15-monatige Laufbahnausbildung zur Verbeamtung hat mein Studium nahezu eins zu eins widergespiegelt, mit Ausnahme der beamtenrechtlichen Inhalte. Themen wie Qualitätsmanagement, Rechtsgrundlagen, das BGB, das SGB VII oder arbeitsschutzrechtliche Vorschriften haben sich immer wiedergefunden. Selbst Fächer wie Biologie und Chemie haben mir in meinem Berufsalltag sehr geholfen. Besonders bemerkenswert ist auch, dass ich hier acht Kollegen habe, die ebenfalls QUSH studiert haben. Es ist wirklich der perfekte Studiengang für diesen Beruf. In meinen Ausbildungsgruppen gab es niemanden, der so gut vorbereitet war wie wir. Andere, die zum Beispiel Maschinenbau oder ähnliche Studiengänge absolviert hatten, hatten zuvor kaum Berührungspunkte mit dem Arbeitsschutz. Wir QUSHis bringen einfach eine hervorragende Grundlage mit.
Welchen Ratschlag würden Sie Studieninteressierten und Studierenden mitgeben?
Oft ist es so, dass man, wenn man sich für ein Studium entscheidet, schon eine klare Vorstellung davon haben möchte, welchen Beruf man später ausübt. Menschen studieren Medizin, weil sie Arzt werden wollen, oder Jura, um Rechtsanwalt zu werden. Wenn man sich jedoch für einen Studiengang wie QUSH entscheidet, muss man sich darauf einlassen, dass man am Anfang vermutlich noch nicht genau weiß, wohin die Reise geht, einfach weil die Möglichkeiten so vielfältig sind. Natürlich kann man z.B. EHS-Manager (Environment, Health & Safety) werden und das ist wohl die Jobbeschreibung, bei der fast alle Studieninhalte zusammenlaufen. Aber darüber hinaus ist das Feld so breit gefächert, dass man sich zunächst mit der Unsicherheit anfreunden muss, noch nicht genau zu wissen, was man später konkret machen wird. Und genau diese Offenheit erlaubt QUSH einem auch: Man kann eigene Interessen entdecken und sich vor allem über die Wahlpflichtfächer gezielt spezialisieren. Mein Rat: Seid offen und lasst euch auf das Studium ein – die Richtung, in die man später gehen möchte, findet sich meist ganz von allein.
Habt keine Angst vor Fächern wie Chemie oder Physik! Was ich besonders gut fand, war, dass man gerade bei den schwierigeren Themen hervorragend unterstützt wurde, durch Vertiefungsveranstaltungen und Tutorien. Die wurden teils von den Dozenten selbst, teils von wissenschaftlichen Mitarbeitern oder ehemaligen Studenten angeboten. Daran teilzunehmen hat mir wirklich sehr geholfen. Ich habe z.B. Physik lange vor mir hergeschoben, weil ich große Angst vor der Klausur hatte. Aber als ich mich dann intensiv mit dem Stoff beschäftigt habe, wurde ich vom Dozenten so gut begleitet, dass ich am Ende sogar eine 1,3 geschrieben habe. Wenn man selbst bereit ist, sich reinzufuchsen, wird man wirklich großartig unterstützt. Die Hochschule Rhein-Waal ist sehr familiär und nahbar. Ich habe auch heute noch Kontakt zu Professor Schumachers und ich bin sicher, dass ich jederzeit Unterstützung bekommen würde, wenn ich sie bräuchte. Das ist eben der Vorteil daran, dass man nicht anonym mit 300 anderen in einem riesigen Jurastudium sitzt.
Würden Sie sich nochmal für den Studiengang entscheiden? Bitte begründen Sie Ihr Urteil.
Natürlich! Ich würde mich jederzeit wieder für QUSH entscheiden! Das Studium hat mich direkt zu meinem heutigen Beruf geführt und mit dem bin ich sehr zufrieden. Darüber hinaus hat der Studiengang meine Sichtweise auf Unternehmen nachhaltig verändert und mein Allgemeinwissen stark erweitert. Vor dem Studium hatte ich zum Beispiel keinerlei Berührungspunkte mit Statistik. Ich hatte noch nie in einem Labor gestanden oder Bakterien analysiert. Heute gehört das für mich ganz selbstverständlich dazu. Dieses Wissen ist inzwischen fest in meinem Denken verankert und nicht mehr wegzudenken. Auch die Exkursionen haben mich enorm weitergebracht. Was wir dort gesehen und gelernt haben, hat vieles greifbarer gemacht. Und fast alle von uns standen gegen Ende des Studiums bereits mit einem Fuß in einem Unternehmen. Viele sind sogar direkt dortgeblieben, wo sie ihr Praxissemester absolviert haben.
Besonders spannend finde ich, wie unterschiedlich unsere beruflichen Wege heute sind. Einige arbeiten in der Projektplanung für neue Produkte, andere in der Produktion – etwa bei Lebensmittelherstellern oder im Metallbereich –, wo sie den Arbeitsschutz überwachen. Wieder andere sind im Bereich Hygiene oder Qualitätsmanagement tätig. Die Einsatzmöglichkeiten sind wirklich extrem vielfältig. Also ja: Ich würde mich definitiv immer wieder für QUSH entscheiden und ich hoffe, dass sich auch in Zukunft viele andere für diesen Studiengang begeistern lassen!