Dr. Jan Schages

Alumnus

Dr. Jan Schages 

Job 

Manager Hygiene & Allergies

(International R&D)  

Firma

Henkel AG & Co. KGaA 

Abschlussjahre

2015; 2017 

Fakultät

Life Sciences

Studiengänge 

Bio Science and Health (B.Sc)

Lebensmittelwissenschaften (M.Sc)

Zeitpunkt des Interviews 

Januar 2022 

 

Warum haben Sie sich für den Masterstudiengang Lebensmittelwissenschaften entschieden?

„Die Entscheidung war relativ einfach. Ich bin im Bachelorstudiengang Bio Science and Health in ein höheres Fachsemester eingestiegen, weil ich vorher Pharmazie studiert habe. Während des Pharmaziestudiums war ich in einer Arbeitsgruppe, die sich mit Mikrobiologie beschäftigt hat. Ich habe dann festgestellt, dass es an der Hochschule Rhein-Waal ebenfalls eine Mikrobiologie-Arbeitsgruppe geleitet von Professor Dirk Bockmühl gibt. Dort habe ich als studentische Hilfskraft angefangen und Forschungsprojekte sowie meine Bachelorarbeit durchgeführt. Das Bachelorstudium war sehr generalistisch und praxisnah und genau das habe ich mir vom Master Lebensmittelwissenschaften ebenfalls erhofft. Ich wollte mir zusätzlich zu dieser breiten Ausbildung in den Naturwissenschaften noch Wissen in Lebensmittelwissenschaften aneignen, aber gleichzeitig auch die Möglichkeit haben, in der Arbeitsgruppe von Prof. Bockmühl weiterzuarbeiten und Quervernetzungen zwischen Mikrobiologie und Lebensmittelwissenschaften herzustellen. Das hat auch gut geklappt und ich habe es nicht eine Sekunde bereut, auch noch meinen Masterstudiengang an der Hochschule Rhein-Waal gemacht zu haben.“

Wie ging es für Sie nach dem Abschluss beruflich weiter?

„Nach der Masterarbeit habe ich an der Hochschule Rhein-Waal in der Arbeitsgruppe von Prof. Bockmühl als wissenschaftlicher Mitarbeiter angefangen. Dort habe ich Industrieprojekte bearbeitet und parallel meine kooperative Promotion mit der Uni Bonn begonnen. Die nächsten dreieinhalb Jahre habe ich also in Kleve gearbeitet und in Bonn promoviert, da die Hochschule Rhein-Waal als University of Applied Sciences kein eigenes Promotionsrecht hat. Kurz vor Ende meiner Promotion, als ich mit dem Schreiben meiner Doktorarbeit fertig war und auf den Termin für das Rigorosum gewartet habe, bin ich aufgrund meines Ausbildungshintergrunds in Mikrobiologie und angewandter Hygiene von Henkel angesprochen worden, da sie mich aus einem gemeinsamen Projekt bereits kannten. So bin ich dann zu Henkel gekommen, das war ein fließender Übergang.“

Ganz vereinfacht gesagt: In Ihrer Masterarbeit und in Ihrer Dissertation haben Sie sich mit Keimen in Kaffee- und Waschmaschinen beschäftigt. Wodurch wurde Ihr Interesse an diesem Forschungsgebiet geweckt?

„Haushaltshygiene betrifft jeden und da gibt es so viele großmütterliche Weisheiten, die heute noch wahr sind - es gibt aber auch viele Dinge, die Verbraucher nicht wissen und das kann man relativ schnell vermitteln. Und Mikrobiologie und Hygiene ist einfach meine Leidenschaft.

Für die Masterarbeit wollte ich meinen Studiengang Lebensmittelwissenschaften mit dieser Leidenschaft verbinden. Ich finde es immer toll, wenn man mit Dingen und Gegenständen arbeitet, die Verbraucher und Konsumenten verwenden, also wenn es nicht ganz so abstrakt ist. Und das ist mir in der Masterarbeit sehr gut gelungen, denn Kaffee trinken fast alle, Kaffeemaschinen haben fast alle zuhause, aber auch unterwegs, im Café, im Restaurant oder beim Bäcker um die Ecke kaufen wir uns einen Kaffee. In Kaffeemaschinen herrscht für Bakterien ein optimales Milieu: passende, warme Temperaturen, Feuchtigkeit, Kaffeereste als Nährstoff für mikrobielles Wachstum, und: wir Konsumenten kommen damit in Kontakt. Mein Interesse war es, das alles miteinander zu verbinden. Wir haben die Arbeit gemeinsam mit der Verbraucherzentrale NRW durchgeführt, weil ich dabei auch den Punkt der Nachhaltigkeit hervorheben wollte. Zum Beispiel haben wir auch Unterschiede in der Keimbelastung zwischen To-Go-Bechern und Mehrwegbechern untersucht. Das hat wirklich Spaß gemacht und es hat uns natürlich auch gefreut, dass die Medien großes Interesse an den Ergebnissen hatten.  

Und in der Doktorarbeit hat es sich eigentlich genauso ergeben. Thematisch ging es um die Entwicklung einer europäischen Norm zur Bestimmung der antimikrobakteriellen Wirksamkeit von Haushaltswaschmaschinen und Haushaltswaschverfahren. Prof. Bockmühl und ich haben in einem Konsortium mit vielen Industriepartnern, z.B. Henkel, aber auch mit anderen Unternehmen zusammengearbeitet. So kam es, dass ich mich auch in der Doktorarbeit mit einem Haushaltsgerät beschäftigen durfte, das auch wieder sehr konsumenten- bzw. verbrauchernah ist. Außerdem hat Waschen auch sehr viel mit Nachhaltigkeit zu tun und das passte zu dem Fokus meiner Arbeit: Auf der einen Seite die Themen Mikrobiologie und Hygiene mit den Aspekten der Verbrauchergesundheit und Verbraucherverwendung dieser Geräte zu verknüpfen. Aber auf der anderen Seite auch, wie man zur Nachhaltigkeit beitragen kann, wenn man die Geräte entsprechend testet und beispielsweise damit zur Reduzierung des Energieverbrauchs beitragen kann. Themen auch auf eine Verbraucherrelevanz herunter zu brechen, ist der rote Faden, der sich durch meine Arbeiten durchgezogen hat, auch wenn es eher Zufall war, dass es beide Male Haushaltsmaschinen waren.“

Aktuell arbeiten Sie bei Henkel als „Manager Hygiene & Allergies“. Wie kann man sich Ihren Arbeitsalltag vorstellen?

„Ich bin seit Mitte diesen Jahres für Hygiene und Allergien auf globalem Level zuständig und zwar für alle Fragen des Business Supports. Das kann man sich so vorstellen: Mein Team und ich versuchen antimikrobielle/hygienische Effekte unserer Produkte bei Henkel (z.B. Waschmittel, Oberflächenreiniger etc.) z.B. visuell darzustellen. Und ich bin, ich nenne es mal eine In-house Consulting Abteilung, denn ich arbeite mit jeder Abteilung zusammen. Also jede Frage, die auf globalem Level mit Hygiene und Allergien zu tun hat, wird an mich herangetragen und von meinem Team und mir bearbeitet. Ich muss mich also im Bereich der Normen und Standards auskennen, ich muss wissen, was man in Europa, in den USA oder in Asien darf, was man machen muss, wenn man entsprechende Sachen ausloben möchte und muss sehr interdisziplinär mit anderen Abteilungen zusammenarbeiten. Sei es die Marketing-Abteilung, die gerne etwas Neues für unsere Produkte claimen will oder mit Regulatory oder der zentralen Mikrobiologie. Oder die Produktentwicklung tritt an mich heran mit Themen wie Probiotik, Folgen mikrobiellem Wachstums, oder mit konkreten Fragen bspw., wie können wir unsere Produkte aus Hygiene- und Mikrobiologiesicht nachhaltiger machen und wie können wir gemeinsam steuern, dass der Verbraucher diese Effekte erkennt und einen Benefit davon hat. Gleichzeitig geht es um die Frage, wie die Produkte „grüner“ gestaltet werden können und wir eben nicht nur mit der klassischen Chemiekeule unterwegs sind. Und zusätzlich arbeite ich auch mit den Verbrauchern direkt zusammen und trage zum Thema Consumer Education bei. Das interdisziplinäre Arbeiten mit den Experten aus den anderen Bereichen ist das, was ich besonders an meinem Job sowie an Henkel schätze: Der Gedanke „One Team“ zu sein und sich gegenseitig zu unterstützen, um die bestmöglichen Produkte für Verbraucher garantieren zu können!“

Was gefällt Ihnen besonders an Ihrem Job?

„Mir gefällt die Vielfalt, die Abwechslung, die Interdisziplinarität, der Businessbezug und dass ich auf dieser Position auch gefordert und gefördert werde. Es tut sich eben nicht alles von jetzt auf gleich, man kann nicht alles aus dem FF und es gibt nicht für alles den Königsweg. Man muss auch manchmal um die Ecke denken und das macht mir persönlich auch viel Spaß. Was ich ganz toll finde, ist die Konsumenteninteraktion. Dass mein Team den Impact sieht, was wir entwickelt haben, wie das bei den Konsumenten ankommt, aber auch wie das bei Henkel ankommt, d.h. wie viel können wir davon verkaufen, wie sind die Umsatzzahlen. Bis ein neues Produkt im Laden steht, dauert es natürlich, aber irgendwann gehe ich in den Laden und dann steht da ein neues Waschmittel und ich weiß, die Claims, die dort drauf stehen, wären da so nicht drauf, wenn ich nicht mit daran gearbeitet hätte. Und das ist ein tolles Gefühl. Wir haben viele Produkte im Bereich Laundry and Homecare, bei allen spielen Hygiene und Allergien eine Rolle und dementsprechend bin ich fast überall ein bisschen involviert.

Und Henkel ist ein toller Arbeitgeber. Wir haben z.B. eine ambitionierte Nachhaltigkeitsstrategie für die nächsten zehn Jahre mit der ich mich persönlich sehr identifizieren kann. Und dass ich dazu einen Beitrag leisten kann, sei er manchmal noch so klein, macht mich auch ein stückweit stolz.“

Wo sehen Sie sich in 10 Jahren?

„Im Prinzip ist es relativ simpel: ich möchte eine persönliche und berufliche Weiterentwicklung haben, soll heißen, ich möchte gerne auch noch mehr Verantwortung haben im Job, mit größeren Teams strategisch zusammenarbeiten und die Zukunft mitgestaltet. Was ich auch anstrebe, ist ein Auslandsaufenthalt. Ich möchte Auslandserfahrung sammeln mit anderen Kulturen, weil ich mir davon beruflich und persönlich viel verspreche. Mit Ausland meine ich auch wirklich einen anderen Kontinent, das ist für mich ein großer, wichtiger Punkt. Außerdem möchte ich mich beruflich so verwirklicht haben, dass ich immer noch Einfluss nehmen kann und auch weiter die Ziele verfolgen kann, die mich persönlich antreiben. Die Welt zu einem besseren Ort machen, klingt ein bisschen abstrakt, aber ich möchte ein bisschen dazu beitragen, dass wir eine bessere Welt für die nachfolgenden Generationen schaffen können.

Und ich hoffe doch in 15 Jahren, wenn Prof. Bockmühl in Rente geht, dass ich dann die Professur von ihm übernehmen kann (lacht). Also das ist ein kleiner Scherz, aber im Prinzip kann ich mir im späteren beruflichen Leben vorstellen, in die akademische Welt zurückzugehen. Ich gebe z.B. auch viele Trainings, intern und auch teilweise extern und es macht mir großen Spaß, Leuten etwas beizubringen und die Begeisterung zu wecken. Ich war studentische Hilfskraft, wissenschaftliche Hilfskraft, Promotionsstudent, habe Praktika betreut und Vorlesungen gegeben, das hat mir auch immer Spaß gemacht. Und ich bin weiter in regem Kontakt mit Prof. Bockmühl als meinem Doktorvater, und was er an der Hochschule alles geleistet und aufgebaut hat, muss irgendwann mal jemand weiterführen (lacht).“

Denke ich an meine Studienzeit an der Hochschule Rhein-Waal zurück, denke ich an...

… „zu allererst habe ich dort meine Frau Laura kennengelernt - wir sind seit 10 Jahren zusammen. Aber ich denke auch an den traumhaften Campus und an die ganz tolle Laborausstattung, die Studierenden viele Möglichkeiten gibt, sich selber zu verwirklichen. Man erhält eine super Grundausbildung, mit der man sich in jede Richtung entwickeln kann und der hohe Praxisbezug, der immer gegeben ist, sei es durch die Laborarbeit oder das Praxissemester in Unternehmen, ist sehr wertvoll.

Als ich den Bachelor gemacht habe, habe ich nicht daran gedacht, dass ich irgendwann mal in so einer Position bei Henkel arbeiten werde. Also ja, denke ich an die Hochschule Rhein-Waal, denke ich an die Möglichkeiten, die es zu Hauf gibt, aber die man auch annehmen und nutzen muss. Und dann hat man alle Freiheiten sich persönlich, wissenschaftlich und auch beruflich zu entwickeln und die Grundsteine für jedwede Karriere zu legen.

Was ich ganz wichtig finde: es gibt ja nicht nur mich, sondern auch viele weitere Beispiele von ehemaligen Studierenden der Hochschule Rhein-Waal, die den Weg bis zur höchsten wissenschaftlichen Ausbildung, der Promotion, verfolgt haben. In einem kooperativen Promotionsverfahren mit Universitäten ist das auch an der Hochschule Rhein-Waal als University of Applied Sciences möglich. Man kann also auf den Masterabschluss noch einen on top setzen, auch wenn man „nur“ an einer University of Applied Sciences studiert.“