Britta van den Borg

Bild

Alumna
Britta van den Borg

Job
Qualitätsmanagerin, Integriertes Managementsystem

Firma
Walther Faltbox-Gruppe
(WALTHER Faltsysteme GmbH / Formex Plastik GmbH)

Abschlussjahr
2017

Fakultät
Life Sciences

Studiengang
Qualität, Umwelt, Sicherheit und Hygiene (B.Sc.) 

Zeitpunkt des Interviews
Juli 2024

 

Warum haben Sie sich für den Studiengang QUSH an der Hochschule Rhein-Waal entschieden?

Nach meinem Abitur fand ich es schwierig, mich auf ein Thema festzulegen, das mich im besten Fall für die nächsten 40 Jahre im beruflichen Alltag interessiert. Ich komme aus Kleve und bin daher schnell auf die Hochschule Rhein-Waal gestoßen. QUSH ist allein durch die vier Themengebiete „Qualität, Umwelt, Sicherheit und Hygiene“ sehr breit aufgestellt. Dazu kommt die Kombination aus Naturwissenschaft und klassischen Managementfächern – aus meiner Sicht war das eine sehr interessante Mischung, um für die spätere Berufswahl viele Optionen zu haben. 

Die erwartete Vielfalt hat sich während des Studiums bestätigt. Insbesondere die ersten Semester sind mit naturwissenschaftlichen Grundlagen gefüllt, durch die man sich auch mal durchkämpfen muss. Aber es lohnt sich, denn man erhält ein grundlegendes Verständnis für ein breites Themenspektrum. Der Bereich „Qualität“ bildet den roten Faden und zieht sich mit Fächern wie Grundlagen des Qualitätswesens, Integrierte Managementsysteme oder Auditierung durch das gesamte Studium. Ich habe schnell gemerkt, dass mich das Thema Managementsysteme interessiert und daher mein Praxissemester genutzt, um erste Einblicke zur Umsetzung eines Integrierten Managementsystems in einem Unternehmen zu erhalten. 

Was war das Thema Ihrer Bachelorarbeit?

Meine Bachelorarbeit habe ich praxisorientiert im Unternehmen WALTHER Faltsysteme GmbH in Kevelaer geschrieben. Das Thema war die „Optimierung des Integrierten Managementsystems der WALTHER Faltsysteme GmbH unter besonderer Berücksichtigung der DIN EN ISO 9001:2015“. 

Ein sperriger Titel, daher hole ich zum besseren Verständnis kurz aus: 

Ein Managementsystem beschreibt, wie ein Unternehmen sich in Strukturen und Abläufen organisiert, um systematisch reibungslose Abläufe sicherzustellen, interne und externe Anforderungen zu erfüllen und geplante Ergebnisse zu erreichen. Es kann dabei nach verschiedenen Normen aufgebaut und auch zertifiziert sein, wie z.B. nach der DIN EN ISO 9001 für Qualitätsmanagementsysteme. 

Ein Integriertes Managementsystem umfasst mehrere Managementsysteme, bei WALTHER Faltsysteme z. B. ein Qualitäts-, Umwelt- und Energiemanagementsystem. Früher liefen Managementsysteme oft parallel nebeneinander her, was einen hohen Verwaltungs- und Pflegeaufwand für die Unternehmen bedeutete. Im Jahr 2015 gab es eine große Normrevision, u. a. der ISO 9001 und ISO 14001. Bei dieser Revision hat sich der Aufbau der Normen grundlegend geändert und einige neue Anforderungen sind hinzugekommen. Mit der sogenannten „High Level Structure“ wurde eine einheitliche inhaltliche Struktur für Managementsystemnormen eingeführt, die den Unternehmen die Integration der Anforderungen verschiedener Managementsystemnormen erleichtern soll. Heute haben sich Integrierte Managementsysteme etabliert, um Synergieeffekte und eine ganzheitliche Betrachtung im Unternehmen zu erreichen.

Auch bei WALTHER Faltsysteme waren die drei Managementsysteme nur teilweise integriert. Im Rahmen meiner Bachelorarbeit habe ich die (neuen) Anforderungen der drei relevanten Managementsystemnormen herausgearbeitet, gegenübergestellt und in einen Anforderungskatalog für ein Integriertes Managementsystem zusammengefasst. Ein weiteres Ziel neben der Harmonisierung der Normanforderungen war die bessere Verknüpfung der Normanforderungen mit den Prozessen des Unternehmens. Zu ausgewählten Aspekten habe ich daher Vorschläge für eine normkonforme und nutzbringende Umsetzung im Unternehmen erarbeitet, u. a. den Aufbau eines Intranets als zentrale Informationsplattform und zur Dokumentenlenkung. 

Wie ging es für Sie nach dem Abschluss 2017 beruflich weiter?

Ich habe sowohl mein Praxissemester als auch meine Bachelorarbeit bei WALTHER Faltsysteme absolviert. Das Unternehmen habe ich übrigens während eines „Speeddatings“ kennengelernt, dass die Hochschule Rhein-Waal organisiert hat. Unternehmen aus der Region und Studierende haben 10 Minuten Zeit, um sich vorzustellen und kennenzulernen. Und es war ein Match - auch heute bin ich noch bei der WALTHER Faltbox-Gruppe beschäftigt!

Bereits während meiner Bachelorarbeit habe ich ein Angebot für eine nahtlose Übernahme in eine Festanstellung erhalten. Wir hatten durch das Praxissemester und die Bachelorarbeit wechselseitig die Möglichkeit uns fast ein Jahr kennenzulernen, daher habe ich das Angebot gerne angenommen. 

Eine Vollzeitstelle im Bereich Managementsysteme gab es bis dato nicht, daher hatte ich von Anfang an viel Gestaltungsfreiheit und mein Aufgabenbereich hat sich dynamisch entwickelt. Alle Themen, mit denen zunächst keine Abteilung etwas anfangen konnte, sind erstmal auf meinem Schreibtisch gelandet. Neben der Betreuung des Integrierten Managementsystems ist so z.B. auch der Bereich Produktspezifikationen zu meinen Aufgaben hinzugekommen. 

Ende 2022 wurde aus der WALTHER Faltsysteme GmbH und dem langjährigen Produktionspartner Formex Plastik GmbH die „WALTHER Faltbox-Gruppe“. Es stand schnell fest, dass wir ein gemeinsames Integriertes Managementsystem benötigen, um die Zusammenführung der Unternehmen zu begleiten und zukunftssicher aufgestellt zu sein. Seitdem arbeiten wir am Aufbau eines Integrierten Managementsystems für die Unternehmensgruppe und führen die bestehenden Managementsysteme und Strukturen in beiden Unternehmen schrittweise zusammen. Heute betreue ich das Integrierte Managementsystem für die WALTHER Faltbox-Gruppe mit den zertifizierten Bereichen Qualitäts-, Umwelt- und Energiemanagement sowie den Bereichen Arbeitsschutz und Datenschutz. Auch die Themen Compliance Management sowie Nachhaltigkeit gewinnen immer mehr an Relevanz. 

Wie kann man sich Ihren Arbeitsalltag vorstellen?

Seit Ende 2022 beschäftige ich mich hauptsächlich mit der Zusammenführung der Managementsysteme. Da in beiden Unternehmen zum Teil sehr unterschiedliche Ansätze gewählt wurden, steigen wir tief in die Grundlagenarbeit ein und erarbeiten aus den vorhandenen Strukturen ein neues Integriertes Managementsystem für die WALTHER Faltbox-Gruppe. 

Das bedeutet konkret, dass ich mir im Rahmen von kleineren oder größeren Projekten verschiedene Aspekte des Integrierten Managementsystems im Detail ansehe. Sei es z.B. der Aufbau eines gruppenweiten Intranets, um den Kolleg*innen alle relevanten Informationen und Dokumente für ihren Arbeitsalltag bereitzustellen, Prozessaufnahmen mit den Verantwortlichen für die verschiedensten Bereiche, der Neuaufbau der Energiedatenerfassung und -auswertung oder auch mal theoretischere Themen, wie die Systematik des Rechtspflichtenkatasters. In der Normsprache ist das zusammengefasst die „kontinuierliche Weiterentwicklung“ des Systems. 

Dazu kommen die klassischen Aufgaben im Managementsystem wie die Betreuung und Pflege des Systems und der Dokumente, die Begleitung von externen und Durchführung von internen Audits oder die Erstellung von Auswertungen und Berichten.

Was gefällt Ihnen an Ihrem Job besonders?

Mein Arbeitsalltag ist durch die projektbasierte Arbeit sehr vielfältig, kein Tag ist wie der andere. Trotzdem gibt es durch das Managementsystem eine gewisse übergeordnete Struktur. Am meisten Freude bereitet mir das Erarbeiten von neuen Themen und Lösungen. Man bekommt selten die Gelegenheit in bestehenden Managementsystemen so weitreichende Anpassungen und Verbesserungen vornehmen zu können. Dabei habe ich zwar klare (Norm-) Anforderungen, die ich berücksichtigen muss, aber auch Gestaltungsspielraum für eine Lösung, die auf die Anforderungen im Unternehmen zugeschnitten ist. 

Im Rahmen des Integrierten Managementsystems erhalte ich Einblick in alle Bereiche und Prozesse und kann in enger Zusammenarbeit mit den Kolleg*innen einen Beitrag dazu leisten, die kleinen und großen Verbesserungen im Unternehmen voranzutreiben. 

Welche Kompetenzen haben Sie durch Ihr Studium erworben, die Sie heute gut in Ihrem Beruf einsetzen können?

Die Grundlagen im Bereich Managementsysteme und zum Normverständnis, insbesondere im Bereich Qualitätsmanagement waren Voraussetzung für meinen aktuellen Job. Neben der Theorie macht es am Ende allerdings die praktische Umsetzung und die kann man sich nur im Laufe der Jahre erarbeiten - hier lerne ich nach wie vor immer weiter dazu. Auch die naturwissenschaftlichen Grundlagen helfen mir oft bei der ersten Einordnung und Bewertung von Fragen, insbesondere im Bereich Umwelt- und Arbeitsschutz.

Im Studium habe ich zudem durch diverse Praktika und Projektarbeiten gelernt, mich schnell in komplexe Sachverhalte einzuarbeiten. Dies ist in verschiedenen Situationen notwendig, z.B. um ein Thema zunächst grob zu bewerten und die weitere Vorgehensweise festzulegen oder auch um es inhaltlich auszuarbeiten und in den übergeordneten Kontext des Integrierten Managementsystems einzuarbeiten.

Mit welchen drei Worten würden Sie die Hochschule Rhein-Waal beschreiben? 

Jung:

Die Hochschule Rhein-Waal hat neue und zukunftsorientierte Studiengänge im Programm. Allerdings war insbesondere bei der Organisation rund um das Studium einiges an Eigeninitiative notwendig, um alle notwendigen Informationen zu erhalten. 

Modern:

Die Ausstattung ist insgesamt sehr gut und modern, die naturwissenschaftlichen Labore sind dabei besonders hervorzuheben.  

Persönlich:

Im Bereich QUSH gibt es sehr kleine Kurse und auch durch die Vielzahl an Praktika war ein enger Kontakt zu den Dozierenden gegeben.