Chantal Fouquet
Alumna Job Firma / Organisation Abschlussjahr Fakultät Studiengang Zeitpunkt des Interviews |
Warum haben Sie sich für den Studiengang Nachhaltiger Tourismus an der Hochschule Rhein-Waal entschieden?
Nach dem Abitur war ich für ein Jahr am Reisen und wusste nicht genau, in welche Richtung ich mich orientieren möchte. Ich wollte aber etwas mit Nachhaltigkeit und Klimaschutz machen und beim Reisen hatte ich das Gefühl, dass es doch irgendwie Wege geben muss, dass man das auch auf eine andere Art und Weise machen kann, ohne die Umwelt zu schädigen. Ich habe dann eine Hochschule in der Nähe von Berlin gefunden, weil ich aus Berlin komme, und die haben Nachhaltigen Tourismus als Master angeboten. Das hat mir sehr gut gefallen und deswegen habe ich mich umgeschaut, wo ich diesen Studiengang als Bachelor studieren kann. Ich glaube, das war nur an zwei Standorten in Deutschland möglich und einer davon war Kleve. Ich habe mich relativ schnell dazu entschieden mich hier zu bewerben und fand auch nicht schlimm, dass Kleve ländlicher ist als Berlin, da mir das sowieso lieber ist, als in einer Großstadt zu wohnen.
Was war das Thema Ihrer Bachelorarbeit?
Ich habe mit dem Start-Up socialbnb kooperiert, welches damals noch relativ neu war. Das Konzept ist ähnlich wie Airbnb, nur dass man die soziale Komponente dabei hat und als Reisende*r in Organisationen übernachtet. Dadurch geht ein Teil des Geldes, was man für die Unterkunft bezahlt, an die Organisation. Ich wollte analysieren, ob dieses Konzept, dass das Start-Up an den Markt gebracht hat, auch an die Bedürfnisse der Organisationen angepasst ist. Meine Arbeit hatte den Titel: “Challenges of NGOs in Peru in application to Socialbnb“ und die Frage, die ich beantworten wollte, war: “How can Socialbnb fully deploy its impact on supporting the registered NGOs with that platform?” Ich habe qualitative Interviews geführt und herausgetestet, ob es vielleicht noch andere Bedürfnisse gibt und untersucht, wie socialbnb unterstützen kann. Ich habe meine Arbeit auf Englisch geschrieben, denn es ist zwar ein deutscher Studiengang, aber das war so ein kleiner Kritikpunkt für mich, weil ich fand, dass Tourismus auch ganz gut auf Englisch angeboten werden könnte.
Sie arbeiten als Klimaschutzmanagerin in der Gemeinde Uedem. Wie kann man sich Ihren Arbeitsalltag vorstellen?
Mein Arbeitsalltag ist sehr divers. Meine Hauptaufgabe ist es ein integriertes Klimaschutzkonzept für die Gemeinde Uedem zu erstellen. Dabei werden Maßnahmen zu verschiedenen Handlungsfeldern von Erneuerbaren Energien, über Mobilität bis hin zu Klimafolgeanpassung gesammelt, die zu einer Energie- und Treibhausgaseinsparung für die Bilanz des Gemeindegebietes führen. Dafür arbeite ich mit einem Ingenieurbüro zusammen, die diese Energie- und Treibhausgasbilanz, an der sich das ganze Konzept ausrichtet, erstellt. Aus dieser Bilanz lassen sich Ziele, Minderungspotentiale von Treibhausgasemissionen und Strategien für Uedem ableiten. Ziel dieses Konzeptes ist es, dass die Gemeinde Uedem treibhausgasneutral wird und Maßnahmen entwickelt, die dazu führen dieses Ziel zu erreichen. Der Maßnahmenkatalog ist letztendlich auch das Herzstück des Ganzen, denn dieser ist an den Handlungsfeldern angelehnt und dient als Fahrplan für den kommunalen Klimaschutz. Aktuell habe ich eine geförderte Stelle vom Bund und nach den zwei Jahren, wenn man das Konzept erstellt hat, sollte es nicht in einer Schublade verschwinden, sondern auch umgesetzt werden. Damit das geschieht, ist es ein Teil des Konzeptes eine Kommunikations- und Verstetigungsstrategie zu entwickeln und ein Controlling Konzept, um zu kontrollieren, dass es umgesetzt wird. Und ich bin jetzt dafür zuständig das Ganze zu koordinieren, zu managen und mich um diese Thematik zu kümmern. Die Aufgaben sind teilweise ziemlich anspruchsvoll und man kann sich das letztendlich wie eine große Forschungsarbeit vorstellen. Also es ist wirklich sehr vielfältig, da ich auch noch weitere Aufgaben habe wie beispielweise die Beteiligung relevanter Akteure. Ich muss Workshops und Veranstaltungen organisieren, mit vielen Menschen ins Gespräch kommen und dann versuchen diese ganzen Ideen zu bündeln und im Konzept miteinfließen zu lassen.
Was gefällt Ihnen besonders an Ihrem Job?
Die Verantwortung und die Selbstständigkeit, die ich habe. Ich bin dem Fachbereich „Planen, Bauen und Umwelt“ untergeordnet, aber ich habe eine Projektstelle und das bedeutet, dass ich sehr viel selbst entscheiden kann und das gibt mir eine Menge Flexibilität. Ich kann beispielsweise meine Workshops selbst gestalten, mit verschiedenen Akteuren kommunizieren oder Impulse und Ideen weitergeben und dadurch kann man auch viel schaffen, wenn es um Klimaschutz geht. Also ich habe Freiraum, aber trotzdem jemanden, der über einem ist und einen lenkt und unterstützt, wenn man das braucht. Es fühlt sich sehr sinnig an diesen Job zu machen.
Welche Kompetenzen haben Sie durch Ihr Studium erworben, die Sie heute gut in Ihrem Beruf einsetzen können?
Wir hatten z.B. das Fach Projektmanagement, das mir jetzt auf jeden Fall für das Projekt zu Gute kommt und wir hatten auch einige Studienfächer zum Thema Nachhaltigkeit, die mir Hintergrundwissen gegeben haben. Die Teamarbeiten im Studiengang haben mir ebenfalls sehr viel geholfen. Das meiste habe ich mir aber mit allem was so Drumherum geschehen ist an der Hochschule erworben. Ich habe in drei verschiedenen Jobs in der Hochschule gearbeitet und dadurch Erfahrungen gesammelt, wie man Events organisiert und in meiner Bachelorarbeit habe ich ja auch so ein kleines Konzept erstellt. Ansonsten war ich in vielen Hochschulgruppen aktiv und habe mich auch außerhalb ehrenamtlich engagiert. Natürlich ist die Arbeit jetzt etwas komplett Neues und das Studentenleben ist auch ganz anders als das Arbeitsleben. Theorie und Praxis sind teilweise sehr unterschiedlich und man muss sich in vieles reinarbeiten, aber Softskills wie Teamfähigkeit und Offenheit gegenüber anders Denkenden, die ich jetzt benötige, die habe ich auf jeden Fall im Laufe meines Studiums verstärkt. Was uns in unserem Studiengang auch ganz oft angeboten worden ist, waren Tagesveranstaltungen und Workshops z.B. über „Local Emotion Start-up“ „Human Centred Design“ und ich fand diese Formate waren zum einen vom Inhalt her spannend, aber auch von der Moderationsweise. Daran denke ich jetzt immer wieder zurück und versuche das so ähnlich zu machen oder mich davon inspirieren zu lassen.
Welchen Ratschlag würden Sie unseren Studierenden mitgeben?
Also ich glaube das war schon fast eindeutig: alle Möglichkeiten mitzunehmen, die man außerhalb von dem reinen Lernen hat. Ich denke, wenn man diese ganzen verschiedenen Kulturen kennenlernt, die hier an der Hochschule studieren und aktiv in Hochschulgruppen mitmacht und sich die Zeit nimmt da auch was aktiv zu machen und umzusetzen, dann kann man daran sehr viel wachsen und lernen. Also ich würde empfehlen zu den Veranstaltungen zu gehen, die hier angeboten werden und auch selbst welche zu initiieren, was man sich hier wünschen würde. Und ein weiterer Rat wäre sich auch außerhalb von der Hochschule in einem Verein zu engagieren. Es gibt so viele Vereine, die immer nach Leuten suchen und Studierende bringen einfach einen frischen Wind rein, haben viele Ideen und meistens sind Vereine auch sehr offen, diese Ideen umzusetzen. Das ist super für die Selbstentwicklung und so lernt man Verantwortung zu übernehmen.
Mit welchen drei Worten würden Sie die Hochschule Rhein-Waal beschreiben?
Interkulturell, nachhaltigkeitsorientiert und das dritte fällt mir schwer, aber ich würde noch lange Kommunikationswege sagen.