Tanja Pollmann

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Alumna
Tanja Pollmann 

Job
Qualitätssicherung

Firma
NB Manufaktur GmbH & Co. KG

Abschlussjahr
2017

Fakultät
Life Sciences

Studiengang
Lebensmittelwissenschaften (M.Sc.)

Zeitpunkt des Interviews
November 2023 

 

Warum haben Sie sich für den Masterstudiengang Lebensmittelwissenschaften entschieden?

Ich habe im Bachelor Biologie an der Universität in Essen studiert. Spätestens bei meiner Bachelorarbeit ist mir bewusst geworden, dass ich lieber in der Industrie arbeiten würde, also anwendungsorientierter und weniger forschungsorientiert. Einen Master wollte ich immer machen und ich habe dann einfach geschaut, welche Master es gibt, die zu meinem Bachelorstudiengang passen würden. Über eine Website habe ich gezielt nach Studiengängen in NRW gesucht und dort wurde mir der Master Lebensmittelwissenschaften vorgeschlagen. Lebensmittel haben mich schon immer interessiert, daher habe ich Kontakt mit Professor Kugler als Studiengangsleiter aufgenommen. Wir hatten relativ schnell persönlichen Kontakt und in einem Gespräch mit ihm in Kleve, haben wir gemeinsam ermittelt, ob die Anforderungen zu meinem bisherigen Studium passen. Das war der Fall und ich habe mich eingeschrieben. Meine zwei wichtigsten Kriterien waren, dass der Master auf meinem Bachelor aufbaut und dass der Bezug zur Wirtschaft und zu Unternehmen Teil des Studiums ist. Das war an der Hochschule Rhein-Waal beides gut gegeben. Ich habe meine Entscheidung für den Master bisher definitiv nicht bereut. Durch die kleineren Gruppen war das Studium viel familiärer und die Labore waren sehr modern ausgestattet. 

Wie ging es für Sie nach dem Abschluss beruflich weiter? 

Die Module wurden von Anfang an von Professoren oder von Personen gehalten, die auch in der Industrie gearbeitet haben. Dadurch konnte man schon einen guten Einblick bekommen, was da möglich ist, und ob man sich das für sich selbst vorstellen kann. Im ersten Semester war „Qualität und Sicherheit“ das Modul, was mir am meisten zusagte. Da stand es für mich recht früh fest, dass ich gerne im Qualitätsmanagement arbeiten möchte. Professor Kugler hatte mir damals den Kontakt zur NB Manufaktur vermittelt und dort habe ich im dritten Semester mein Praktikum absolviert und meine Masterarbeit geschrieben. Anschließend wurde ich vom Unternehmen übernommen. 

Sie arbeiten bei der NB Manufaktur GmbH & Co. KG in der Qualitätssicherung. Wie kann man sich Ihren Job vorstellen?

Die NB Manufaktur in Bottrop ist ein ehemaliger Standort der Homann Feinkost GmbH. Wir stellen Feinkostsalate her, also Kraut-, Fleisch-, Nudel- oder Kartoffelsalate, und sind Teil der Wernsing Food Family.

Ich kümmere mich um das Lieferanten- und Spezifikationsmanagement und arbeite als Stellvertretung für unseren Qualitätsbeauftragten. Dadurch bin ich auch stellvertretende IFS Beauftragte. IFS ist ein Standard, den der Einzelhandel verlangt und fast jedes große Lebensmittelunternehmen lässt sich mittlerweile IFS zertifizieren. Das ist ein sehr großer Anforderungskatalog, in dem alle Vorgaben festgehalten sind, die das Unternehmen umsetzen muss. Von der IFS-Zertifizierung hängt viel ab und deswegen muss es dafür auch immer einen Beauftragten geben, der die Umsetzung der Anforderungen koordiniert. 

Ursprünglich habe ich im Bereich Rohwaren angefangen und dafür die Eingangsprüfungen gemacht. Alles andere hat sich nach und nach weiterentwickelt. Ich habe gelernt, wo und wann ich Spezifikationen erstelle, übernehme die Kommunikation mit den Lieferanten und mache mittlerweile auch Lieferanten Audits, um zu überprüfen, dass unsere Anforderungen eingehalten werden. Dadurch, dass wir ein Produktionsbetrieb sind, bin ich zudem in den kompletten Produktionsprozess eingebunden. Wenn man Qualität und Standards einhalten will, hat man zwangsläufig mit allen anderen Abteilungen (z.B. Produktion, Disposition, Planung) zu tun und da wir ein kleiner Betrieb sind, ist mein Aufgabenspektrum sehr weit gefächert. 

Was gefällt Ihnen besonders an Ihrem Job? 

Die Arbeit in der Qualitätssicherung ist sehr abwechslungsreich – es gibt keine Woche, in der man nicht etwas Neues dazulernt oder vor neue Herausforderungen gestellt wird: sei es die Umsetzung von neuen (Kunden-)Anforderungen oder eine Abweichung in der Produktion. Im Vergleich zur Arbeit im Forschungsbereich gefällt mir, dass man am Ende des Tages ein Produkt in der Hand hält, zu dessen Qualität man beigetragen hat. Zudem kann ich an meinem Arbeitsplatz sehr selbstständig arbeiten und meine eigenen Ideen und Vorstellungen einbringen.

Welche Kenntnisse haben Sie durch Ihr Studium erworben, die Sie heute gut in Ihrem Job einsetzen können?

Mir ist neulich nochmal aufgefallen, dass die Kenntnisse, die wir im Studium vermittelt bekommen haben, doch sehr praxisnah waren. Ein Teil des Moduls „Entwicklung und Sensorik“ haben wir dieses Semester in unserem Betrieb durchgeführt, also an drei Terminen kamen die Studierenden zu uns. Als ich dafür meine alten Produktentwicklungsunterlagen angeschaut habe, habe ich nochmal realisiert, dass da doch viel drinsteht, was wir hier auch wirklich täglich in der Praxis machen. 

Außerdem hat mir das Modul „Mikrobiologie“, das wir im Master hatten, sehr weitergeholfen. In diesem Modul haben wir uns mit verschiedenen Rohwaren Gruppen beschäftigt und das hat mir für meinen Job schon ein gutes Gespür dafür gegeben, was bei welchen Produktgruppen wichtig ist. Feinkost ist mikrobiologisch gesehen ein sehr komplexes Produkt, weil viele unterschiedliche Rohwaren mit unterschiedlichen Anforderungen als Zutaten enthalten sind. 

Welchen Tipp würden Sie jetzigen und zukünftigen Studierenden mitgeben?

Ich glaube, man darf das nicht zu eng fassen, wo man später arbeiten möchte. Insbesondere in der Lebensmittelindustrie ist es vielleicht naheliegend, dass man bei einer Firma arbeiten möchte, die Produkte herstellt, die man selbst täglich verbraucht oder toll findet. Feinkost ist jetzt auch nichts, wo ich am Anfang gesagt habe, da hängt mein Herz dran. Das ist eigentlich etwas, das ich im Alltag nicht konsumiere, aber für die Arbeit ist es einfach super spannend (bestimmt auch viel spannender als zum Beispiel Schokolade oder so 😊). Es hilft also offen zu sein, auch für andere Produkte als die, die man tagtäglich selbst im Kühlschrank hat. Man darf selbstverständlich trotzdem No Go’s haben – in einem Schlachtbetrieb würde ich zum Beispiel nicht arbeiten wollen. Aber oft ist vieles viel spannender, als man zunächst vielleicht denkt und deswegen sollte man sich auch nicht vorab zu stark einschränken. 

Mit welchen drei Worten würden Sie die Hochschule Rhein-Waal beschreiben?

Modern, praxisnah, familiär.