Wíla Ferreira
Alumna Job Firma Abschlussjahr Fakultät Studiengang Zeitpunkt des Interviews |
Warum haben Sie sich für den Masterstudiengang Lebensmittelwissenschaften entschieden?
Ich habe zuvor meinen Bachelor in Brasilien in Lebensmittelwissenschaften absolviert. Anschließend bin ich nach Köln gekommen, weil ich dort Freunde habe. Ich habe mich nach Möglichkeiten für einen Master in NRW umgeschaut und es gab hier in der Gegend gar nicht so viele Studienangebote zum Thema Lebensmittelwissenschaften. Über meine Internetrecherche habe ich dann die Webseite von der Hochschule Rhein-Waal gefunden. Ich kannte aus Brasilien den Unterschied zwischen Universität und Hochschule nicht, aber mir wurde gesagt, dass das eine mehr Theorie und das andere mehr Praxis beinhaltet. Ich hatte schon sehr gute Theorie durch die fünf Jahre Studium und deswegen fand ich den hohen Praxisanteil an der Hochschule Rhein-Waal gut. Und das war dann auch die richtige Wahl für mich. Wir haben wirklich viel im Labor gemacht, verschiedene Unternehmen besucht, Präsentationen gehalten und so bereits Einblicke in den praktischen Teil der Arbeit erhalten.
Ein weiterer Punkt war für mich noch, dass der Master auf Deutsch ist. Es wäre für mich natürlich leichter gewesen auf Englisch zu studieren, aber mein Gedanke war, dass das in Deutschland die beste Möglichkeit ist, um mehr Leute kennenzulernen und nachher auch einen Job zu finden. Es war besonders am Anfang eine große Herausforderung, aber letztendlich perfekt für mich und ich glaube, dass es viel für meinen Job heute geholfen hat.
Sie arbeiten bei Iglo im Bereich Produktentwicklung. Wie haben Sie diesen Job gefunden?
Im Endeffekt durch das Studium. Wir haben während des Studiums Unternehmen kennengelernt und eins war im Bereich Sensorik und das fand ich sehr spannend. Da habe ich schon angefangen zu schauen, welche ähnlichen Unternehmen es noch gibt. Ich habe also gute Kontakte und Informationen bereits während meines Studiums von den Professorinnen und Professoren bekommen. Auf Iglo bin ich durch eine E-Mail von der Hochschule aufmerksam geworden, die auf offene Stellen hingewiesen hat. Während des Studiums mussten wir einen praktischen Teil in einem Unternehmen machen und dafür habe ich mich bei Iglo beworben. Anschließend habe ich das Praktikum dort freiwillig verlängert und hatte dann die Möglichkeit meine Masterarbeit bei Iglo zu schreiben. In meiner Masterarbeit habe ich mich mit der Verbesserung der Konsistenz von Rahmspinat beschäftigt. Ich hatte anschließend die Möglichkeit übernommen zu werden und habe zunächst in der technischen Produktion im Entwicklungsbereich angefangen. Mittlerweile habe ich meinen vierten Vertrag bei Iglo und bin eine Stelle aufgestiegen zum „Assistant Product Development Manager Design“.
Wie kann man sich Ihren Arbeitsalltag vorstellen?
Anfangs nahm der praktische Teil in der Industrieküche und in der Produktion einen großen Teil meines Alltags ein. Für meinen Job ist es wichtig die Produktion zu verstehen. Wie ist der Ablauf, der Prozess, die Hintergründe. Also warum braucht man eine bestimmte Temperatur und Zeit? Das hat schließlich alles gute Gründe. Zunächst habe ich also viel Zeit mit den unterschiedlichen Expertinnen und Experten verbracht, damit ich alles besser verstehe.
Außerdem muss ich mit allen relevanten Abteilungen (z.B. Qualitätssicherung) in Kontakt bleiben. Deswegen bin ich mittlerweile öfter im Büro, als in der Küche oder in der Produktion. Mit Büroarbeit meine ich Meetings und die Dokumentation. Wir müssen alles, was wir machen und entwickeln in bestimmte Programme eintragen, Kosten errechnen und die Informationen mit anderen Abteilungen teilen. Wenn ich ein neues Projekt bekomme, muss ich als Designer das Produkt entwickeln und alle Informationen abstimmen, zum Beispiel den Nutri-Score, die richtige Kochzeit, Salzgehalt, Zuckergehalt usw.
Was gefällt Ihnen an Ihrem Job besonders?
Ich bin sehr glücklich bei Iglo, weil die Leute alle super hilfsbereit sind und hier auch Inklusion gelebt wird. Es arbeiten Menschen aus der ganzen Welt bei uns und die zentrale Entwicklungsabteilung, der ich angehöre, arbeitet mit vielen anderen EU Ländern zusammen, da wir z.B. Produkte für Belgien, Niederlande oder Österreich entwickeln. Für mich ist das sehr interessant, dass dieser Bereich so international aktiv ist, denn so wird es einfach nicht langweilig. Jedes Projekt ist anders und ich habe Kontakt mit vielen unterschiedlichen Abteilungen und auch außerhalb von Deutschland mit verschiedenen Märkten, Marketingabteilungen und lokalen Entwicklern.
Welche Kenntnisse und Kompetenzen haben Sie durch Ihr Studium erworben, die Sie heute gut in Ihrem Job einsetzen können?
Als erstes bin ich durch den Master selbstständiger geworden. Für mich war das ein großer Unterschied zum Studium in Brasilien. Hier muss man mehr selbst lernen, Informationen selbstständig suchen, nachfragen, und die Kontakte zu Professoren sind nicht ganz so regelmäßig.
Und der zweite Punkt ist, dass ich durch das Studium viele Maschinen und Prozesse sehr gut kennenlernt habe. Früher in Brasilien hätte ich gefragt, wie ich etwas aufbauen kann oder wie ich etwas machen muss und dann hätte mir ein Professor oder Assistent die Lösung gezeigt, indem er es selbst gemacht hätte. An der Hochschule Rhein-Waal war das nicht so. Hier haben wir z.B. verschiedene Maschinen kennengelernt und mussten genau wissen, was deren Funktion ist. Und wenn man das alles selbst lernt und es niemand für einen übernimmt, bekommt man einen anderen Überblick darüber, wie alles funktioniert. Den hatte ich vorher nicht. Im Job gibt es das auch mit Prozessen. Nette Kolleg*innen zeigen einem auch wie das geht, aber normalerweise gibt es nur ein Dokument, eine Prozessbeschreibung und die muss man selbst lesen, um zu wissen was man machen muss.
Welche Tipps würden Sie jetzigen und zukünftigen Studierenden mitgeben?
Es ist auf jeden Fall hilfreich, dass du, wenn du den Master anfängst, auch schon eine Idee hast, was du anschließend machen möchtest. Dann kannst du auch von Anfang an schauen, welche Unternehmen und welche Fächer für dich besonders interessant sind. Also wissen was man will und während des Studiums Gas geben. Damit meine ich z.B. zusätzlich zu recherchieren und mehr lernen als nur das Wissen, das in den Vorlesungen vermittelt wird. Was ich immer gemacht habe: Fragen stellen, neugierig sein und Interesse zeigen!
Und zum Schluss ein Tipp für alle internationalen Studierenden, die den Master auf Deutsch studieren (wollen): ganz wichtig ist, möglichst schnell die Sprache zu lernen. Die Sprache macht es zu einer größeren Herausforderung, aber es ist nicht unmöglich und anschließend können wir gute Stellen bekommen.