Lisa Kesper
Alumna Job Firma / Organisation Abschlussjahre Fakultät Studiengänge Zeitpunkt des Interviews |
Warum haben Sie sich für den Masterstudiengang Gesundheitswissenschaften und -management entschieden?
Ursprünglich habe ich eine Ausbildung zur zahnmedizinischen Fachangestellten gemacht. Ich konnte mir anschließend aber nicht vorstellen, diesen Job mein Leben lang zu machen und wollte doch noch studieren. Dadurch, dass ich einen Bachelor im Bereich Gesundheitswesen gesucht habe und auch in der Nähe meiner Heimat am Niederrhein bleiben wollte, habe ich den Studiengang Bio Science and Health an der Hochschule Rhein-Waal gefunden. Dieser hat mich sehr angesprochen, weil es ein breitgefächertes Studium ist und es war letztendlich auch die richtige Entscheidung. Dass ich noch einen Master anschließe, war für mich aber überhaupt nicht selbstverständlich. Ich bin ins Kolloquium gegangen und habe gesagt, danach ist Schicht. Ich hatte auch schon einen Job, da ich mein Praxissemester bei einem externen BGM Anbieter in Wesel absolviert habe und dort anschließend in Teilzeit weitergearbeitet habe. Mein Plan war es erstmal kurz mein Leben zu genießen und anschließend Vollzeit zu arbeiten.
Als ich aus dem Kolloquium rausgekommen bin, habe ich gesagt, ich mache den Master. Professor Renner hat mich überzeugt, indem er zum einen den Master gut beworben und die Inhalte konkreter dargestellt hat und zum anderen sehr logisch argumentiert, dass wenn man das Potenzial hat, man das auch nutzen sollte, da anderthalb Jahre Regelstudienzeit im Vergleich zum restlichen Berufsleben nicht viel sind. Auf die kurze Zeit gesehen, kann ein Master einen extremen Mehrwert bieten und das Risiko ist kleiner, dass alle anderen irgendwann an einem vorbeiziehen und man sich selbst nicht weiterentwickelt. Ich hatte mir die Module vorher auch angeschaut und habe gesehen, dass das inhaltlich sehr gut zu meinem damaligen Job gepasst hat. Ich dachte schon, dass es eine gute Ergänzung sein könnte, aber im Endeffekt war es wirklich Professor Renner, der mich überzeugt hat diesen Schritt zu gehen. Dafür bin ich sehr dankbar.
Was war das Thema Ihrer Masterarbeit?
Der Titel meiner Mastarbeit lautet: „Betriebliches Gesundheitsmanagement zur Stärkung der Krisenfestigkeit von Unternehmen: Entwicklung eines Instrumentes zur Messung und Bewertung der psychischen Widerstandsfähigkeit der Beschäftigten“. Durch die Corona Pandemie hat es sich angeboten über Resilienz und Krisenfestigkeit in Unternehmen zu schreiben. Ich habe mir mit der Masterarbeit allerdings ein bisschen viel vorgenommen, da ist mein Ehrgeiz mit mir durchgegangen. Ich habe ja bei dem BGM-Dienstleister gearbeitet und mein Kollege, der auch Zweitprüfer war, ist Psychologe. Mit ihm habe ich das zusammen aufgebaut und Ziel war es ein Instrument zu entwickeln, das die Resilienz von Unternehmen messen kann. Dieses Instrument besteht aus vier Teilen, die man aber nach einem Baukastenprinzip auch einzeln anwenden kann. Einen Teil davon konnte ich tatsächlich auch schon in meinem jetzigen Job bei der Polizei anwenden. Die Unternehmensresilienz setzt sich aus der persönlichen Resilienz, der Führungsresilienz und der Teamresilienz zusammen. Ich habe für jeden einzelnen Baustein einen Fragebogen entwickelt und in Summe konnte man damit die Unternehmensresilienz messen. Professor Renner hat mich gefragt, ob ich mir sich bin, dass ich das so umfangreich gestalten will, aber ich wollte das unbedingt umsetzen, weil es mir wichtig war einen Output zu erzeugen, den man anschließend auch für die Arbeit nutzen kann. Durch die Bachelorarbeit hatte ich schon Erfahrung mit Literaturrecherche und Fragebogenentwicklung gesammelt, was mir definitiv geholfen hat. Und wenn es thematisch gepasst hat, konnte ich teilweise auch auf der Arbeit schreiben, was mir das Ganze auch erleichtert hat. Ich bin sehr dankbar, dass mein Chef mich damit so unterstützt hat. Zum Ende hin wurde es mit den ganzen Auswertungen und der detaillierten Beschreibung einzelner Zahlen und Bewertungen wirklich anstrengend und irgendwann war bei mir auch ein bisschen die Luft raus. Ich bin aber trotzdem froh, dieses umfassende Thema gewählt zu haben und mich da durchgebissen zu haben. Ich habe meine Masterarbeit jetzt immer noch auf der Arbeit liegen und kann da immer wieder viele Informationen rausziehen und dafür hat es sich gelohnt.
Wie ging es für Sie nach dem Abschluss beruflich weiter?
Nach dem Masterabschluss habe ich mit meinem Chef über Entwicklungsmöglichkeiten gesprochen. Es war aber ein recht kleines Familienunternehmen und da war relativ schnell klar, dass da nicht viel zu machen ist. Mit dem Master war ich für meinen Job einfach überqualifiziert. Erstmal bin ich dageblieben, weil ich nicht unzufrieden war, aber ich habe auch gespürt, dass ich mehr machen wollte. Ich habe mich durch den Master persönlich und fachlich sehr weiterentwickelt und war nachher ein bisschen unterfordert. Deswegen habe ich mich umgeschaut, welche Jobmöglichkeiten es in der Nähe von Goch im Bereich Gesundheitsmanagement gibt und ein paar Initiativbewerbungen geschrieben. Grundlegend war ich offen für komplett neue Aufgaben und habe gehofft eine Stelle zu bekommen, wo ich nicht nur zuarbeite, sondern wirklich selbstständig Konzepte auf die Beine stelle und umsetze. Als ich dann durch Zufall die Stellenanzeige von der Polizei gesehen habe, habe ich mich direkt beworben und das hat glücklicherweise auch geklappt.
Wie kann man sich Ihren Arbeitsalltag vorstellen?
Umfangreich und spannend. Ich bin BGM-Beauftragte, Sportbeauftragte, Arbeitsschutz- und BEM-Beauftragte. BGM ist der größte Teil meiner Arbeit. Ich bekomme jährlich zum Jahresbeginn ein bestimmtes Budget zugewiesen und damit kann ich dann arbeiten. Ich schreibe daraufhin Konzepte und plane ein entsprechendes Programm und falls es keine Anpassungen mehr gibt, erhalte ich die Mittelfreigabe. Dann kann ich alle Planungen umsetzen und das ist super spannend. Im Sportbereich organisiere ich das innerdienstliche Sportangebot sowie alles um das Thema Sport wie z.B. Gesundheitstage. Im Arbeitsschutz gibt es viele Themen, die sehr formal und bürokratisch sind. Die Sinnhaftigkeit fehlt manchmal, was aber an den strengen Vorgaben liegt. Aber auch im Arbeitsschutz habe ich die Möglichkeit, viele gute Dinge zu tun. Das geht los bei einer ergonomischen Arbeitsplatzeinrichtung, über Gefährdungsbeurteilungen bis hin zu Beschaffungen, die für Verbesserungen sorgen. Als letztes Aufgabengebiet bin ich noch für die BEM-Gespräche (Betriebliches Eingliederungsmanagement) zuständig. Die sind natürlich sehr sensibel und komplett vertraulich, aber man kriegt dadurch auch viel mit. Mein Job ist also super breit gefächert, super spannend und auch eine sehr dankbare Stelle, weil ich in erster Linie nur Gutes für die Kollegen tue.
Was gefällt Ihnen an Ihrem Job besonders?
Freiheit, Selbstständigkeit und Abwechslung! Dass ich so frei arbeiten und meine eigenen Ideen einbringen kann. Natürlich muss ich mich an den Rahmen und die Dienstwege halten, aber ich bekomme nicht einfach einen Auftrag, den ich stumpf abarbeiten muss. Das ist eigentlich somit das Schönste, dass ich da freie Hand habe und auch, dass es so vielfältig ist.
Welche Kenntnisse und Kompetenzen haben Sie durch Ihr Studium erworben, die Sie heute gut in Ihrem Job einsetzen können?
Das ist eine schwere Frage. Eigentlich alles. Also ganz wichtig natürlich im Master die Möglichkeit, oder besser gesagt der Zwang, dass man viel selber vorne stehen und präsentieren muss. Das hat mich viel Überwindung gekostet, insbesondere wenn es ein Thema war, womit man sich noch nicht so intensiv befasst hat, aber man es trotzdem vermitteln musste. Das war eine Herausforderung, an der ich aber auch gewachsen bin. Bei Professor Renner war z.B. eine Prüfungsanforderung einen 60-minütigen Workshop vorzubereiten. Das auf den Punkt hinzukriegen, war sehr viel Arbeit und ich habe oft geflucht, aber das war sehr hilfreich und dadurch habe ich wirklich viel gelernt. Mein größter Gewinn war die persönliche Weiterentwicklung. Natürlich habe ich auch meine fachlichen Kenntnisse vertieft, aber dadurch, dass der Master nochmal anspruchsvoller ist, man mehr Verantwortung übernimmt und sich für dieses Studium bewusster entscheidet, das lässt einen alles erwachsener werden und daran bin ich unheimlich gewachsen.
Welche Tipps würden Sie jetzigen und zukünftigen Studierenden mitgeben?
Das einzige was mir dazu einfällt ist: einfach einschreiben und ausprobieren! Das wäre so mein Tipp, weil ich mit dem Studiengang total zufrieden war.
Was ist Ihre schönste Erinnerung an Ihre Studienzeit an der HSRW?
Da gibt es tatsächlich ein paar, aber meine Highlights aus dem Master waren die praktischen Teile mit den Teambuilding-Maßnahmen im Kletterpark und dem Cooper-Test (12-minütiger Dauerlauf, um die eigene Ausdauer zu testen). Ansonsten natürlich der schöne Campus, gerade im Sommer, aber auch im Winter, wenn alles schön beleuchtet ist. Ich bin froh, nebenan zu arbeiten und komme immer gerne hier her, um eine kleine Mittagspause zu machen.