Julius Itta
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Warum haben Sie sich für den Masterstudiengang Lebensmittelwissenschaften entschieden?
Ich habe davor meinen Bachelor in Biologie an der Heinrich-Heine-Universität in Düsseldorf gemacht. Das Curriculum war sehr breit gefächert, was gut ist, um überall mal reinzuschnuppern, aber dafür ist man abgesehen von der Bachelorarbeit wenig spezialisiert. Nach dem Bachelor habe ich mir Gedanken gemacht, was ich jetzt überhaupt machen möchte und da es damals für mich keine Option war, mich direkt irgendwo zu bewerben, habe ich mich per Internetrecherche über Masterstudiengänge schlau gemacht.
Lebensmittel haben mich schon immer fasziniert und interessiert. Deswegen habe ich in NRW nach Studienmöglichkeiten zur Spezialisierung in diesem Bereich gesucht, und habe dann die Hochschule Rhein-Waal gefunden. Beworben habe ich mich vor allem aus zwei Gründen: Zum einen klang das Curriculum, das ich auf der Homepage gefunden habe, sehr gut und zum anderen habe ich gelesen, dass die Hochschule noch recht neu ist und das fand ich positiv, weil man davon ausgehen kann, dass die Labore und Geräte neu sind. Das hat sich zum Glück auch bewahrheitet.
Was war das Thema Ihrer Masterarbeit?
Bei meiner Masterarbeit ging es um die Analyse und die Vermeidung prozessbedingter Konsistenzschwankungen bei der Herstellung von Konfitüren. Es war eine sehr praxisnahe Arbeit, die einen direkten Einfluss auf die Qualität der Endprodukte hatte. Während dieser Zeit habe ich neben der Abschlussarbeit im normalen Tagesgeschäft innerhalb der QS mitgearbeitet und konnte auch Einblicke in andere Fachabteilungen, wie die Herstellung, die Verpackung und die Logistik erhalten. Zudem hatte ich dort meine ersten Berührungspunkte mit externen Audits. Natürlich nicht als verantwortliche Person, aber ich konnte mir zumindest ein gutes Bild machen, wie so etwas abläuft.
Wie ging es für Sie nach dem Abschluss beruflich weiter?
Grundsätzlich stehen einem mit dem Abschluss in Lebensmittelwissenschaften viele Jobmöglichkeiten zur Verfügung, doch ich habe mich bei der Stellensuche etwas schwergetan. Vielleicht hatte ich als Berufsanfänger zu hohe Ansprüche und wollte direkt die perfekte Stelle finden.
Ich hatte mehrere Vorstellungsgespräche, manchmal habe ich abgesagt, manchmal hat die Firma abgesagt, bis es dann bei Löwensenf, einem Senfproduzenten in Düsseldorf geklappt hat. 2017 habe ich dort zunächst im Labor im Bereich Analytik angefangen, und seit gut viereinhalb Jahren bin ich Abteilungsleiter der Qualitätssicherung.
Welche Kenntnisse und Kompetenzen haben Sie durch Ihr Studium erworben, die Sie heute gut in Ihrem Job einsetzen können?
Das HACCP System war Teil des Stundenplans und man braucht es fast immer im Bereich Qualitätssicherung. Es hätte meiner Meinung nach auch noch mehr im Studium behandelt werden können, denn in der klassischen Qualitätssicherung von Lebensmitteln dreht sich Vieles um dieses System und es ist im Prinzip auch Teil jedes Systemaudits.
Außerdem war es hilfreich auch die technischen Aspekte kennengelernt zu haben, z.B. Verpackungstechnologie und verschiedene Kunststoffe. Das Wissen kann ich jetzt nicht eins zu eins anwenden, aber es ist gut, schon mal davon gehört zu haben, beispielsweise wenn es bei einem Projekt um das Thema Verpackung geht.
Am wichtigsten waren für mich die praxisorientierten Projektarbeiten, freiwillige Praktika und die Masterarbeit, weil man darüber gute Einblicke bekommen hat, wie es im Berufsleben wirklich abläuft und wo vielleicht auch am ehesten Probleme in der Lebensmittelproduktion auftreten.
Welche Tipps würden Sie jetzigen und zukünftigen Studierenden mitgeben?
Da fällt mir einiges ein – das sind vor allem auch meine eigenen „lessons learned“. Ich würde das in zwei Rubriken unterteilen: Tipps, um einen Job zu finden und Tipps, wenn man anfängt zu arbeiten.
Um einen Job zu finden: Frühzeitig Kontakte knüpfen und mutig sein! Ich habe beispielsweise in einem Modul eine Firma kennengelernt, bei der ich dann in den Semesterferien ein Praktikum gemacht habe. Es ist meiner Meinung nach sehr sinnvoll und auch ratsam zu versuchen, in diesen Modulen bereits Kontakte zu knüpfen. Das klingt vielleicht nicht direkt greifbar, aber es geht z.B. darum ein oder zwei Ansprechpersonen in dem Unternehmen zu kennen, die man dann per E-Mail kontaktieren kann, wenn man ein Praktikum oder eine Einstiegsstelle sucht. Praktische Erfahrungen sammeln, ist immer hilfreich. Und wenn man irgendwo einen Fuß in der Tür hat, beispielsweise durch ein Praktikum oder die Masterarbeit, dann auch den Mut zu haben, proaktiv nachzufragen, ob eine Stelle frei ist. Ich habe sowas nicht gemacht, weil ich mich damals nicht getraut habe, aber ich finde dieses Selbstvertrauen darf man ruhig haben. Jetzt aus der anderen Perspektive betrachtet, also wenn ich einen Praktikanten oder eine Praktikantin hätte und er oder sie das so offen sagen würde, dass sie gerne bleiben würden, wäre ich beeindruckt. Das zeigt mir nämlich, dass die Person weiß, was sie möchte und es ihr im Unternehmen gefällt und dann würde ich auch versuchen eine Stelle oder eine Möglichkeit zu schaffen. Wenn man es aber gar nicht erst versucht, dann darf man sich hinterher auch nicht beschweren.
Generell vertrete ich die Meinung, dass man auch im Vorstellungsgespräch seine Forderungen oder Ansprüche geltend machen kann und sollte. Gerade in der jetzigen Zeit, wo Fachkräfte dringend gesucht werden. Man sollte dabei natürlich immer realistisch bleiben, aber man muss sich nicht mehr mit allem zufriedengeben. Für die erste Stelle nach dem Studium sollte man dennoch nicht zu wählerisch sein, da es oft wichtiger ist, einfach mal anzufangen und Berufserfahrung zu sammeln, als ewig zu suchen und dem perfekten Job hinterherzulaufen. Zu Beginn seiner beruflichen Karriere weiß man ohnehin oft noch nicht, was einem bei seinem Arbeitsgeber besonders wichtig ist und was nicht. Einen Job kann man auch nach ein bis zwei Jahren einfach wechseln, aber die Berufserfahrung, die man in der Zeit gesammelt hat, eröffnet einem mehr Jobmöglichkeiten und Perspektiven.
Im Job: Für den Berufseinstieg habe ich es als sehr wichtig empfunden, Struktur zu haben. Struktur im Sinne von Dokumentation. Man macht sich das Leben wirklich einfacher, wenn man an seinem Arbeitsplatz genau weiß, wo was zu finden ist. Wenn man zum Beispiel für ein Audit verantwortlich ist und externe Personen kommen, gibt es nichts Unangenehmeres, als die erforderlichen Dokumente nicht rechtzeitig zu finden und vorzeigen zu können. Das macht einen schlechten Eindruck und kann auch negative Auswirkungen auf die ganze Kontrolle haben. Also Struktur ist das A und O.
Als letztes würde ich noch empfehlen sich Softskills anzueignen. Eine wichtige Fähigkeit ist z.B. zu lernen, wie man gut präsentiert. Im Studium kann man das auch schon gebrauchen und erfahrungsgemäß scheuen sich die meisten Leute vor Präsentationen vor einer Gruppe, aber gut präsentieren können ist für fast jeden Beruf eine wichtige Eigenschaft. Es ist z.B. eine gute Idee sich einfach mal mit dem Handy zu filmen und über ein beliebiges Thema zu sprechen. Anschließend kann man das Video hinsichtlich Lautstärke, Gestik, Mimik etc. analysieren. Je öfter man präsentiert und sich dieser Situation aussetzt, desto besser wird man. Verlasst also des Öfteren mal eure Komfortzone!
Mit welchen drei Worten würden Sie die Hochschule Rhein-Waal beschreiben?
Praxisnähe, Möglichkeiten und Diversität