Die Wahrheit im Öl-Tropfen

Absolvent des Masterstudienganges Lebensmittelwissenschaften der Hochschule Rhein-Waal für Methode zum Nachweis von  Speiseöl-Verfälschungen ausgezeichnet 

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Ein jüngerer und ein älterer Mann präsentieren in einem Labor stolz eine Urkunde, während vor ihnen auf einem Tisch thematisch passende Produkte wie Speiseöle und Saaten ausgestellt sind.
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Die Urkunde des mit 2.500 Euro dotierten "Stockmeyer Nachwuchspreis 2025" für Herrn Kilian Vesen liegt auf einem Tisch, umgeben von Ölen, Saaten und Kapseln, die seine prämierte Arbeit über Ölmischungen und Omega-3-Fettsäuren veranschaulichen.
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Sechs Männer posieren vor dem Schriftzug "Fakultät Life Sciences", wobei eine Person in der Mitte offensichtlich für eine akademische Leistung mit einem Blumenstrauß und einer Urkunde geehrt wird.

Es ist ein Betrug, der oft unbemerkt bleibt und doch System hat: Das Strecken von hochwertigem Olivenöl mit billigeren Pflanzenölen wie beispielsweise Sonnenblumenöl. Der Schaden ist nicht nur ökonomisch, er untergräbt auch das Vertrauen in eines unserer grundlegendsten Güter.

An der Hochschule Rhein-Waal in Kleve hat ein junger Wissenschaftler diesem Problem nun den Kampf angesagt. Am 29. Juli 2025 erhielt Kilian Visser in der Fakultät Life Sciences der Hochschule Rhein-Waal in Kleve für seine Masterarbeit den mit 2.500 Euro dotierten Nachwuchspreis der Heinrich-Stockmeyer-Stiftung. Überreicht wurde die Auszeichnung von Univ.-Prof. Dr. Dr. habil. Manfred Gareis, dem Vorsitzenden des Stiftungskuratoriums, der eigens aus Bayern anreiste, um das persönliche Engagement der Stiftung zu unterstreichen. 

„Erfolge tragen dann am schönsten, wenn sie auch eine Wahrnehmung bekommen“, betonte Prof. Dr. Peter Scholz, Dekan der Fakultät Life Sciences, und dankte der Stiftung dafür, „Zu-kunft zu bauen“. Im Zentrum der prämierten Arbeit steht ein Problem von großer wirtschaftlicher Tragweite. „Gerade in Europa stellt eben Olivenöl ein Lebensmittel dar, was sehr gerne und sehr häufig verfälscht wird“, erklärte Preisträger Kilian Visser. Um diesem Problem zu begegnen, untersuchte Visser in seiner Masterarbeit – die unter der Betreuung von Prof. Dr. Florian Kugler, Professor für Wissenschaft und Technologie der Lebensmittel und Studiengangsleiter des Masterstudienganges Lebensmittelwissenschaften, sowie Thomas Tewes, wissenschaftlicher Mitarbeiter und Doktorand an der Fakultät Life Sciences, entstand – das Potenzial der Raman-Spektroskopie. Mit einem konfokalen Raman-Mikroskop nahm er die chemischen Fingerab-drücke von insgesamt 27 Speiseölproben aus einer Auswahl von 15 verschiedenen Ölsorten auf und erstellte so eine Datenbank bestehend aus rund 1.800 Raman-Spektren.

Besonderes Augenmerk legte er auf den Praxisbezug. Unter anderem untersuchte er, welche Auswirkungen eine leicht veränderte Fokussierung des Lasers innerhalb der in Tropfenform gemessenen Speiseölproben auf das Messergebnis hat. Die eigentliche Innovation liegt in der Datenauswertung: Kilian Visser kombinierte etablierte multivariate Methoden mit modernen Verfahren des maschinellen Lernens. Das Ergebnis ist eine Methode, die auch bei praktischer Validierung mit sehr hoher Präzision Verfälschungen von nativem Olivenöl extra mit raffiniertem Sonnenblumenöl bereits bei einer Konzentration von nur 0,25 % sicher nachweisen kann. Die Messungen selbst dauern dabei nur wenige Sekunden. „Es ist praxisbezogen, es hat eine hohe Wissenschaftlichkeit, es ist sauber fundiert dargestellt“, lobte Prof. Gareis die Arbeit, die im Kuratorium einstimmig als preiswürdig befunden wurde.

Für Kilian Visser, der der Hochschule treu geblieben ist, schließt sich hier ein Kreis: Nach seinem Bachelorstudium in „Qualität, Umwelt, Sicherheit und Hygiene“ und dem an-schließenden Masterstudium in „Lebensmittelwissenschaften“ an der Fakultät Life Sciences ist er heute als wissenschaftlicher Mitarbeiter ebendort im lebensmittelwissenschaftlichen Be-reich tätig. Er sieht großes Potenzial in der Methode und hält es „durchaus für denkbar“, dass sie in Zukunft auch auf portable Systeme übertragen wird, um Messungen direkt vor Ort zu ermöglichen. Eine solche Entwicklung könnte die Karten im Kampf gegen Lebensmittelbetrug neu mischen und das Vertrauen der Verbraucher nachhaltig stärken.

Information

Heinrich-Stockmeyer-Stiftung

Die gemeinnützige Heinrich-Stockmeyer-Stiftung fördert anwendungsorientierte Forschungsprojekte zur Verbesserung der Lebensmittelsicherheit und zur Stärkung des Verbrauchervertrauens in die Qualität von Lebensmitteln. Sie wurde vor 30 Jahren vor dem Hintergrund der BSE-Krise gegründet, um dem Bedürfnis nach wissenschaftlich fundierten Daten im Lebensmittelbereich nachzukommen. Der Nachwuchspreis der Stiftung ist mit 2.500 Euro dotiert und zeichnet herausragende Bachelor- und Masterarbeiten mit hohem Praxisbezug aus.