Sustainable Development Management in der praktischen Umsetzung: Die Studentin Luisa Desch absolviert ihr angewandtes Projekt der nachhaltigen Entwicklung bei dem Social Business Kaffeekoop GmbH in Ruanda

Im Masterstudiengang Sustainable Development Management, M.A lernen die Studierenden das erlangte theoretische Wissen auch in der Praxis anzuwenden. Die Studentin Luisa Desch (2. Semester) hat hierzu ein spannendes und lehrreiches Praktikum bei dem deutsch-afrikanischem Social Business Kaffeekoop GmbH absolviert. Neben Field Work auf den Kaffeeplantagen der Kaffeebäuerinnen hat sie das Unternehmen auch adminstrativ im Bereich Sales und Marketing unterstützt, und so die Arbeit in einem Social Business kennenlernen können.  

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Gruppenfoto beim CIF Marketingtraining. Frauengruppen der drei Kaffeekooperativen Musasa, Koakaka und Maraba zu sehen sowie Luisa Desch (mitte, hinten)

Wie kam ich zu dem Praktikum? Ich liebe Kaffee und habe während meines Bachelorstudiums in einem Café gearbeitet und viel über die Zubereitung des beliebten Getränks gelernt. Zudem interessiere ich mich schon sehr lange privat für das Empowerment von Frauen im sozialen und wirtschafltichen Bereich, das Auflösen der Geschlechterrollen sowie Chancengleichheit. Das Praktikum bei Kaffeekoop schloss all meine Interessen mit ein. Zudem wollte ich mehr über Kaffee und die Wertschöpfungskette wissen, da wir als Konsument*innen es oft für selbstverständlich nehmen, Kaffee im Supermarkt, am besten zu geringen Preisen zu finden. Etwa 80 Prozent der weltweiten Lebensmittel werden in kleinbäuerlicher Landwirtschaft produziert und gerade dort werden Kleinbauern und - bäuerinnen mit vielen Einschränkungen wie Klimaschwankungen, Mangel an geeigneter landwirtschaftlicher Infrastruktur etc. konfrontiert. Vor allem Frauen sind besonders betroffen. Ich wollte mehr darüber lernen, da ich mich auch nach meinem Studium beruflich mehr in diesen Themenbereichen sehe. Somit war das Praktikum bei Kaffeekoop GmbH perfekt für mich.

Kaffeekoop GmbH ist ein deutsch-afrikanisches Social Business, das den Vertrieb von Kaffee revolutionieren möchten, in dem es die komplette Verantwortung in der Kaffeeproduktion vom Anbau bis hin zur Verarbeitung in die Hände der Kaffeebäuer*innen legt. Ziel ist es, dass die Kaffeebäuer*innen zu selbstbestimmten Unternehmer*innen werden und so von der nachhaltigen Kaffeeproduktion leben können. Das Unternehmen handelt auf dem deutschen Markt ausschließlich mit Kaffee, welcher in Eigenverantwortung der Bäuer*innen in Ruanda angebaut und verarbeitet wurde. Das Unternehmen stellt somit den verlängerten Arm der Anbau- und Herstellungskooperative dar. Faire Handelsbedingungen, soziale Verantwortung und Handel auf Augenhöhe sind zentrale Elemente der Zusammenarbeit.

Mein Praktikum habe ich von September 2021 bis Februar 2022 gemacht. Während des Praktikums habe ich vor allem im Bereich Marketing und Sales gearbeitet. In enger Absprache mit dem Partnerunternehmen in Ruanda, wurden ausgewählte Social Media und Blog-Beiträge erstellt, Online-Veranstaltungen organisiert, Recherche zu potentiellen Marktzugängen betrieben und neue Kund*innen angefragt. Zudem arbeitete ich mit bekannten Entwicklungspolitischen Organisationen an der Umsetzung spezifischer Projekte in Ruanda. Wähernd meiner Zeit habe ich vor allem an den Projekten INATrace, eine Initiative für nachhaltige und transparente Agrarlieferketten und Coffee Innvoation Fund (CIF) gearbeitet:

Das INATrace Projekt wurde in Kooperation mit der International Women´s Coffee Alliance Rwanda, implementiert. INATrace ist eine Blockchain-basierte Rückverfolgbarkeitslösung, die Agrarrohstoffe von der Produktion bis zum Endprodukt rückverfolgbar macht. Dies kann die Transparenz in Lieferketten verbessern, indem es alle Prozessschritte und Transaktionen von den Landwirt*innen bis zum verkaufsfähigen Produkt abbildet. Blockchain kann eine illegale und unethische Produktion und Verteilung verhindern, die die Nachhaltigkeit und die Ernährungssicherheit bedroht. Diese Transparenz bedeutet auch, dass Verbraucher*innen fundierte Entscheidungen treffen können, um gefährdete Erzeuger*innen wie Kleinbauer und – bäuerinnen und die Umwelt zu schützen. Über einen QR-Code auf der Verpackung können Endkonsument*innen im Supermarkt all diese Informationen abrufen und ihr Produkt bis ins Feld rückverfolgen. Somit lässt sich der Kaffee Angelique´s Finest komplett zurückverfolgen und sorgt für mehr Transparenz in der Wertschöpfungskette.

Während meiner Zeit fanden mehrere Workshops für die Bäuerinnen, den Angestellten in der Coffee Washing Station sowie dem Team bei Rwashoscco statt, bei denen sie mit dem Blockchain System vertraut gemacht wurden und wie sie es einsetzen können. Ich unterstützte meine Kollegin bei der Umsetzung und Planung der Workshops und konnte mein Wissen bezüglich die Blockchain-Technologie und wie wertvoll sie für die Wertschöpfungskette ist ausweiten.

Der Coffee Innovation Fund (CIF) wird vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) gefördert und von der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH in Ruanda, Äthiopien, Kenia und Uganda umgesetzt. Der Fonds unterstützt innovative Ansätze aller Akteur*innen entlang der Kaffee-Wertschöpfungskette, um deren Produktion, Verarbeitung und Vermarktung zu verbessern und damit die lokale Wertschöpfung zu steigern. Im Rahmen des CIF fand ein Marketing-Training für die Produzentinnen von Angelique’s Finest im Rahmen des Coffee Innovation Fund Projekts – Training und Unterstützung der Produzentinnen bei der Produktion von Inhalten, Entwicklung und Markenrichtlinien für Angelique’s Finest Kaffee statt. Mit der Brand Building-Marketingkampagne für Angelique’s Finest wurden die Kaffeeproduzentinnen befähigt, ihren Kaffee selbst zu vermarkten. Hierzu haben meine Kollegin und ich einen Workshop für die Produzentinnen organisiert und durchgeführt. Zudem begleitete ich meine Kollegin im Januar zu der Kaffeekoopertive Musasa, wo wir die Bäuerinnen bei der Erstellung des Contents für die Sozialen Medien und dem erstellen der Videos auf den Kaffeeplantagen sowie ihrem Zuhause unterstützten. Es war wirklich inspirierend zu sehen, mit welch großem Selbstbewusstein die Produzentinnen sich vor die Kamera stellen und über ihr Leben berichten.

Besonders spannend war der Besuch der verschiedenen Kaffeekooperativen im Land. Hier  verbrachte ich immer mehrere Tage mit den Kaffeebäuerinnen auf dem Feld und interviewte sie zu verschiedensten Themen, wie sich durch den Frauenkaffee in ihrem Leben verändert hat, wie ihr Alltag aussieht, die Rolle als Frau in der Gesellschaft etc.

Anfang März konnte ich zum Abschluss meines Praktikums noch den Besuch der Bundesentwicklungsministerin Svenja Schulze in Kigali bei Rwashoscco hautnah miterleben. Sie informierte sich über das CIF sowie INATrace Projekt, besuchte die Rösterei, erlebte ein Cupping und traf hierzu drei der Kaffeebäuerinnen.

Abschließend kann ich sagen, dass es ein sehr wertvolles, eindrucksvolles, lehrreiches und inspirierendes Praktikum gewesen ist und ich daraus sehr viel gelernt habe über den Kaffeesektor, die Wertschöpfungskette, Direkthandel, direkt mit den Frauen im Feld zu sein, Konsumverhalten etc., und mich vor allem auch sehr in das Land verliebt habe. Eine Erfahrung, die ich keinesfalls missen möchte.

 

Verfasserin: Luisa Desch

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