Kreative Schreibexpedition durch die Lehr- und Schaugärten und das Tropenhaus der HSRW Kleve

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Im Herbst 2022 waren sie schon einmal mit Stift und Papier in Tropenhaus, Lehr- und Schaugärten, im Frühling wollten sie wiederkommen. Jetzt lösten die Studierenden aus der Kreativen Schreibwerkstatt zusammen mit Dozentin Renate Schmitz-Gebel ihr Versprechen ein:  Am 3. Juni 2023 konnte Sandra Neumann die schreibfreudige Gruppe bei wolkenlosem Himmel begrüßen und ihr viele spannende Informationen zu einzelnen Pflanzen, Tieren und Forschungsvorhaben geben.

 

 

 

 

 

Dabei kamen Wörter wie Wunderbeere, Scheinstamm, Tellerkraut, Bogenhanf, Bittergurke, Touch-me-not-Plant, Bienenfreund, Duftpfad oder Sandarium zur Sprache, die sofort in den Köpfen zu sprießen begannen und Samen für Geschichten legten.

Nach dieser gelungenen Einführung schrieben die Studierenden mit ihren Stiften los. Sie ließen sich vom überbordenden Wachstum in dieser Jahreszeit inspirieren, erfanden Biografien zu einzelnen Gewächsen und brachten Pflanzen-Beschreibungen in kurze lyrische Formen. Mimose, Kakaopflanze und Avocado wurden poetische Rondelle gewidmet. 

Die zehn Studierenden ließen Bienen über ihr Futter sinnend summen oder eine Spinne zu Wort kommen, die in ein Gespräch mit einer Bananenpflanze vertieft ist. Man konnte zuhören, wie ein hilfsbereiter Baum seinem kranken Nachbarn hilft. Melisa und Suheyla hatten beim Schreiben und Vorlesen eines Streites zwischen Monika, der Mohnblume, und Olaf, der Kartoffel, großen Spaß. Jayda und Filiz hatten ebenso viel Freude dabei, Mohn und Margarite in ein Gespräch zu verwickeln.

Außerdem wurde an diesem Tag in Erfahrung gebracht, dass Pflanzen durchaus eifersüchtig werden können, z.B. wenn Gärtner Franz eine neue Pflanze in das Tropenhaus bringt. Nicht alle Pflanzen und Tiere verständigen sich dabei in deutscher Sprache.

Denn so wie die Pflanzen im Tropenhaus aus vielen Teilen der Welt und mit vielen Sprachen in Kleve zusammenwachsen, so kommen auch die Studierenden aus allen Teilen der Welt in Kleve zusammen. Joaquin aus Guatemala zum Beispiel fühlte sich im Tropenhaus sofort zuhause. Er schreibt manchmal in Spanisch, meist in Englisch, genau wie Meret, die einen US-amerikanischen Familienhintergrund hat. Das verbindet sie mit Jayda. Beyza kann die eingewanderten Pflanzen gut verstehen und schreibt immer mal wieder einen Text in Türkisch. So wuchs eine große Text- und Geschichtenvielfalt, die der Diversität von Pflanzen und Tieren in den Hochschulgärten wunderbar entspricht.

Das obligatorische Mitbring-Picknick in der Mittagspause durfte auch an diesem Tag nicht fehlen. Gut, dass es auf dem Campus schattenspendende Bäume sowie Tische und Bänke gibt.

Die Studierenden äußerten sich am Ende begeistert von der Schreibexpedition, hier einige O-Töne aus ihren schriftlichen Rückmeldungen: „Das Gewächshaus sehe ich meist nur von draußen, wenn ich zu den Gebäuden 10 bis 12 laufe. Die Führung hat die Pflanzen, die wir vor einem Dreivierteljahr besuchten und den bis dahin stattgefundenen Wandel in Beziehung gesetzt.“ „Auch wenn ich sehr ko war, hatte ich einen wundervollen Tag. Die entstandenen Geschichten waren sehr toll.“

„Der letzte Schreib-Termin im Tropenhaus hat mir sehr gefallen, denn man hatte die Möglichkeit, einen kleinen Ausschnitt eines Tropenwaldes zu sehen und zu erkunden. Mit allen meinen Sinnen durfte ich das Tropenhaus erleben, genau wie in einem echten Tropenwald. Außerdem habe ich neue Kenntnisse über Bäume und Pflanzen gewonnen.“

„Ich habe bemerkt, dass mir beim fünften Treffen das freie Schreiben viel leichter fällt und ich schneller auf verschiedene Ideen komme.“

„What a beautiful day! Blauer Himmel, Sonnenschein, gute Gesellschaft. Wir Menschen Natur in Natur. Lebende Pflanzen drinnen und draußen. Im Tropenhaus warm, feucht, exotisch. Draußen mit dem Wind, Vogelgezwitscher, Bienengesumme, farbenfroh, Düfte, Wärme, Ruhe, Frieden, eine Auszeit von der Hektik. Blumen, Bäume, Beeren, Salate, Früchte, Gemüse, Andere Sichten kennengelernt, Geschichte, Erdkunde, Agrarwirtschaft – alles an einem Ort!“

„Im Hochschulgarten zu schreiben war für mich eine in vieler Hinsicht bereichernde Erfahrung. Zum einen konnte ich vieles über die Flora verschiedener Kontinente lernen, was sowohl per se interessante Fakten darstellt, die meine Wahrnehmung erweitern, als auch wichtige Impulse für meinen Schreibprozess bot. Andererseits war es aufgrund des schönen Wetters und der geselligen Gruppe ein spaßiger Tag, an dem ich meine Potenziale im Schreiben hervorragend entfalten konnte. Es ist schön, das Dasein in der Natur mit dem Schreiben zu verbinden, weil es symbolisch auch verdeutlicht, dass wir Menschen Teil der Natur sind und sie mitgestalten.“

“I appreciated getting to know all the different kinds of plants from around the world. Getting to know about different kinds of ecosystems and where they come from was exciting and specially coming up with stories, persons and dialogues related to them as well.”

Am Ende des Schreibtages waren sich alle einig: Der letzte Tag der Schreibwerkstatt im Sommersemester 2023 war genauso spannend und einmalig wie alle anderen Termine.

Renate Schmitz-Gebel plant schon voller Elan die Veranstaltungen für das kommende Wintersemester und verspricht, dass es ebenso vielfältig wie bisher weitergehen wird: Ein Schreibtag wird im Wald zusammen mit Imke Hans stattfinden, außerdem freut sich das Schuhmuseum Kleve auf seinen ersten Schreibbesuch. Es lohnt sich also bestimmt wieder für die Studierenden mitzumachen und neue Schreiborte kennenzulernen.

Bevor die Lehrveranstaltungen starten, gibt es noch einen wichtigen Termin für alle, die an Geschichten und Gedichten interessiert sind: Am Freitag, 1. September um 15 Uhr lesen die Studierenden in einer öffentlichen Veranstaltungen der Fakultät Life Sciences aus ihren Texten im Tropenhaus und in den Gärten vor.

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