Der Tropfen Wahrheit im Speiseöl – Masterabsolvent der HSRW für Nachweis von Speiseöl-Betrug ausgezeichnet

Für seine Masterarbeit im Studiengang Lebensmittelwissenschaften hat der Absolvent Kilian Visser eine hochinnovative Methode entwickelt, mit der sich schnell und präzise Verfälschungen von pflanzlichen Speiseölen aufdecken lassen. Die Methode kann einen entscheidenden Beitrag zum Verbraucherschutz leisten. Für diese Entwicklung wurde der junge Wissenschaftler nun mit dem Nachwuchspreis 2025 der Heinrich-Stockmeyer-Stiftung ausgezeichnet.

Im Labor: Nachwuchspreisträger Kilian Visser, M.Sc., wissenschaftlicher Mitarbeiter und Doktorand an der Fakultät Life Sciences (links), steht neben Prof. Dr. Dr. Manfred Gareis, dem Vorsitzenden des Stiftungskuratoriums der Heinrich-Stockmeyer-Stiftung, und hält lächelnd seine Auszeichnung in die Kamera.

Im Labor: Nachwuchspreisträger Kilian Visser, M.Sc., wissenschaftlicher Mitarbeiter und Doktorand an der Fakultät Life Sciences (links), mit Prof. Dr. Dr. Manfred Gareis, dem Vorsitzenden des Stiftungskuratoriums der Heinrich-Stockmeyer-Stiftung
Bildnachweis: © HSRW / Stephan Hanf

Es ist ein Betrug, der oft unbemerkt bleibt und doch System hat: das Strecken von hochwertigem Olivenöl mit billigeren Pflanzenölen wie beispielsweise Sonnenblumenöl. Der Schaden ist nicht nur ökonomischer Art, sondern untergräbt auch das Vertrauen in das Lebensmittel Speiseöl. An der Hochschule Rhein-Waal hat der junge Wissenschaftler Kilian Visser, Student an der Fakultät Life Sciences, diesem Problem den Kampf angesagt. Für das Ergebnis erhielt er nun den mit 2.500 Euro dotierten Nachwuchspreis der Heinrich-Stockmeyer-Stiftung. Überreicht wurde die Auszeichnung von Prof. Dr. Dr. Manfred Gareis, dem Vorsitzenden des Stiftungskuratoriums, der eigens aus Bayern anreiste, um das persönliche Engagement der Stiftung zu unterstreichen. „Erfolge tragen dann am schönsten, wenn sie auch eine Wahrnehmung bekommen“, betonte Prof. Dr. Peter Scholz, Dekan der Fakultät Life Sciences, und dankte der Stiftung dafür, „Zukunft zu bauen“.

Im Zentrum der prämierten Arbeit steht ein Problem von großer wirtschaftlicher Tragweite. „Gerade in Europa stellt eben Olivenöl ein Lebensmittel dar, das sehr gerne und sehr häufig verfälscht wird“, erklärte Preisträger Kilian Visser. Um diesem Problem zu begegnen, untersuchte Visser in seiner Masterarbeit das Potenzial der sogenannten Raman-Spektroskopie, einer Methode, bei der das vom untersuchten Material reflektierte Laserlicht analysiert wird. Mithilfe eines Raman-Mikroskops nahm Visser die chemischen „Fingerabdrücke“ von insgesamt 27 Speiseölproben aus 15 verschiedenen Ölsorten und erstellte eine Datenbank aus rund 1.800 Raman-Spektren. So untersuchte er beispielsweise, welche Auswirkungen eine leicht veränderte Fokussierung des Lasers innerhalb des gemessenen Speiseöltropfens auf das Messergebnis hat. 

Vissers Innovation liegt dabei in der Datenauswertung: In seiner Arbeit kombinierte er etablierte Untersuchungsmethoden mit modernen Verfahren des maschinellen Lernens. Das Ergebnis ist eine Methode, die beim praktischen Einsatz mit sehr hoher Präzision, nämlich bereits bei einer Konzentration von nur 0,25 Prozent, raffiniertes Sonnenblumenöl in nativem Olivenöl sicher nachweisen kann. Die Messungen dauern dabei nur wenige Sekunden. Damit hat die Methode das Potenzial, die Qualitätskontrolle in der Lebensmittelindustrie und die amtliche Lebensmittelüberwachung zu verbessern. „Es ist praxisbezogen, es hat eine hohe Wissenschaftlichkeit, es ist sauber fundiert dargestellt“, lobte Prof. Gareis die Arbeit, die im Kuratorium einstimmig als preiswürdig befunden wurde.

Für Kilian Visser schließt sich hier ein Kreis. Er ist der Hochschule über sein Studium hinaus treu geblieben: Nach seinem Bachelorabschluss im Studiengang „Qualität, Umwelt, Sicherheit und Hygiene“ und dem anschließenden Masterstudium in „Lebensmittelwissenschaften“ an der Fakultät Life Sciences arbeitet er heute als wissenschaftlicher Mitarbeiter im lebensmittelwissenschaftlichen Bereich der Fakultät. Er sieht großes Potenzial in der Methode und hält es durchaus für denkbar, dass sie in Zukunft auch auf portable Systeme übertragen wird, um Messungen direkt vor Ort zu ermöglichen. Eine solche Entwicklung könnte die Karten im Kampf gegen Lebensmittelbetrug neu mischen und das Vertrauen der Verbraucher*innen nachhaltig stärken. Die Masterarbeit wurde von Prof. Dr. Florian Kugler, Professor für Wissenschaft und Technologie der Lebensmittel, sowie von Thomas Tewes, wissenschaftlicher Mitarbeiter und Doktorand an der Fakultät Life Sciences, betreut.

Sechs Personen stehen vor einer hellen Wand nebeneinander und lächeln in die Kamera. Die dritte Person von rechts hält einen Blumenstrauß und eine Auszeichnung in den Händen. An der Wand ist der moosgrüne Schriftzug „Fakultät Life Sciences” zu sehen.

Bei der Preisverleihung (v.l.n.r.): Prof. Dr.-Ing. Peter Kisters (Vizepräsident für Forschung, Innovation und Wissenstransfer), Prof. Dr. Peter Scholz (Dekan der Fakultät Life Sciences), Prof. Dr. Dr. Manfred Gareis (Vorsitzender des Stiftungskuratoriums, Heinrich-Stockmeyer-Stiftung), Kilian Visser und Thomas Tewes (wissenschaftliche Mitarbeiter und Doktoranden an der Fakultät Life Sciences), Prof. Dr. Florian Kugler (Professor für Wissenschaft und Technologie der Lebensmittel und Studiengangsleiter des Masterstudienganges Lebensmittelwissenschaften)
Bildnachweis: © HSRW / Stephan Hanf

 

Ansprechpartner

Kilian Visser
Wissenschaftlicher Mitarbeiter im Bereich Lebensmittelwissenschaften

Fakultät Life Sciences
E-Mail: Kilian.Visser@hochschule-rhein-waal.de

 

Heinrich-Stockmeyer-Stiftung 

Die gemeinnützige Heinrich-Stockmeyer-Stiftung fördert anwendungsorientierte Forschungsprojekte, die dazu dienen, die Lebensmittelsicherheit und das Vertrauen der Verbraucher*innen in die Qualität von Lebensmitteln zu stärken. Sie wurde vor 30 Jahren vor dem Hintergrund der BSE-Krise gegründet, um dem Bedürfnis nach wissenschaftlich fundierten Daten im Lebensmittelbereich nachzukommen. Der mit 2.500 Euro dotierte Nachwuchspreis der Stiftung zeichnet herausragende Bachelor- und Masterarbeiten mit hohem Praxisbezug aus.