Wissenschaft trifft Praxis - Hühner im Agroforstsystem der Fakultät Life Sciences als Modellprojekt
Inmitten einer immer stärker von Umweltsorgen geprägten Welt suchen auch Studierende der Fakultät Life Sciences in Kleve nach Wegen, die Zukunft aktiv zu gestalten. Das Vorhaben „Hühner im Agroforstsystem“ ist Bestandteil des Projekts TransRegINT und eingebunden in ein Wahlpflichtmodul, das die Studierenden Paula Merz, Paulina Heinrichs und Martin Feller im vierten Semester ihres Sustainable Agriculture-Studiums belegen.
Ein Agroforst ist ein Landnutzungssystem, das Ackerbau, Viehhaltung und Forstwirtschaft auf derselben Fläche kombiniert. Das Projekt "Agroforst Reallabor" an der Hochschule Rhein-Waal entwickelt innovative Agroforstkonzepte für den Niederrhein. Ziele sind Klimaschutz, Artenvielfalt, Erosions- und Wasserschutz, Schaffung eines günstigen Mikroklimas und höhere Flächenerträge. Die Projektkoordination liegt bei Dr. Ana Kreter und wird von Prof. Dr. habil. Jens Gebauer, Prof. Dr. Florian Wichern und Prof. Dr. Steffi Wiedemann begleitet. Das "Agroforst Reallabor" verbindet wissenschaftliche Forschung mit praktischer Anwendung, um nachhaltige Landwirtschaft zu fördern.
Das Modul von Prof. Jens Gebauer bietet somit eine abwechslungsreiche Gelegenheit, theoretisches Wissen in die Praxis umzusetzen und nachhaltige landwirtschaftliche Methoden zu erforschen. Martin Feller erklärt: "Es handelt sich um ein Wahlpflichtmodul, das sich mit der Integration von Nutztieren, Pflanzen und Bäumen beschäftigt, um natürliche Prinzipien der Natur wieder aufleben zu lassen."
Die Entscheidung, sich diesem speziellen Projekt zu widmen, war für alle drei Studierenden aus verschiedenen Gründen attraktiv. Paula Merz, die bereits Erfahrung mit der Hühnerhaltung auf einem Bauernhof hat, fand das Projekt besonders reizvoll, da es ihr ermöglicht, ihr Wissen in einem neuen Kontext anzuwenden und zu erweitern. Paulina Heinrichs, die sich intensiv mit den Herausforderungen des Klimawandels auseinandersetzt, sieht in dem Projekt eine Möglichkeit, aktiv zur Lösung dieser globalen Probleme beizutragen. Martin Feller bringt einen landwirtschaftlichen Hintergrund mit: "Ich komme aus der Gegend und habe nach Studienmöglichkeiten hier gesucht. Da lag Sustainable Agriculture nahe." Schließlich war die Möglichkeit, innovative und nachhaltige Methoden direkt im Rahmen des Projekts anwenden zu können, für alle drei Studierenden ausschlaggebend.
Wechselnde Weideflächen für die Hühner: Düngung und Schädlingsbekämpfung
Die praktische Umsetzung des Projekts, das von der wissenschaftlichen Mitarbeiterin Maren Weller und von der Gärtnerin Doris Winkels begleitet wurde, begann mit dem Bau eines Hühnerstalls. Die ersten Wochen verbrachten die Küken bei Maren Weller zu Hause, wo sie unter einer Wärmelampe gehalten wurden. Nach einem Monat zogen die Küken in die Hochschule um, wo sie nach Fertigstellung des Stalls in den Außenbereich verlegt wurden. Hier beginnt der wissenschaftliche Teil des Projekts: Die wechselnden Weideflächen. "Wir stellen den Zaun immer wieder um, damit die Hühner neue Bereiche zum Grasen und Picken haben," erklärt Paulina. Diese Methode ermöglicht es den Hühnern, frisches Gras und Insekten zu fressen, während gleichzeitig der Boden gedüngt und unerwünschte Schädlinge reduziert werden.
Paula Merz, die bereits Erfahrung mit der Hühnerhaltung auf einem Bauernhof hat, beschreibt die täglichen Aufgaben: „Wir lassen die Hühner raus, füllen Wasser und Futter nach und sorgen dafür, dass es ihnen gut geht. Einmal wöchentlich setzen wir den Zaun um.“ Die Integration der Hühner in das Agroforstsystem bringt mehrere Vorteile mit sich. Neben der natürlichen Düngung des Bodens durch den Hühnerkot helfen die wechselnden Weideflächen auch, das natürliche Verhalten der Hühner zu fördern. Sie haben Zugang zu frischen Weideflächen, was ihre Gesundheit und ihr Wohlbefinden verbessert. Zudem unterstützt diese Methode die ökologische Balance des Agroforstsystems, indem sie die Biodiversität fördert und Schädlinge auf natürliche Weise kontrolliert.
Ein weiterer wichtiger Aspekt des Projekts ist der Anbau verschiedener Futterpflanzen, die in das Agroforstsystem integriert werden können. "Wir haben uns die Frage gestellt, was die Hühner fressen und was wir für sie anbauen können," sagt Paula Merz. Diese Aufgaben bieten den Studierenden nicht nur wertvolle praktische Erfahrungen, sondern auch Einblicke in die Herausforderungen und Belohnungen der Tierhaltung.
Herausforderungen und Zukunftsaussichten
Ein zentrales Ziel des Projekts ist es, dass die Arbeit mit den Hühnern über das Semester hinaus fortgeführt wird. Martin Feller betont: "Unser Ziel ist es, die Hühner gesund zu halten und einen motivierten Nachfolger zu finden, der das Projekt fortführt." Diese Kontinuität ist entscheidend, um die langfristigen Vorteile des Agroforstsystems voll auszuschöpfen und weitere Erkenntnisse zu gewinnen. Es besteht die Hoffnung, dass zukünftige Studierende oder sogar angestellte studentische Hilfskräfte das Projekt übernehmen und weiterentwickeln.
Auf die Frage, ob sie sich im späteren Verlauf ihres Studiums mit dem Thema Tierhaltung beschäftigen wollen, antwortet Paula Merz: „Ich möchte zumindest schon mal privat später Hühner halten.“ Paulina Heinrichs hingegen sieht ihre Zukunft eher im Bereich Agroforst: „Tierhaltung ist nicht so mein Thema, aber Agroforst finde ich sehr relevant und wichtig.“ Sie schätzt die multifunktionalen Vorteile der Agroforstwirtschaft und ist überzeugt, dass diese Methoden wesentlich zur Bekämpfung des Klimawandels und zur Förderung der Biodiversität beitragen können. Martin Feller fügt hinzu: „Definitiv kann ich mir vorstellen, das Thema in weitere Projekt- oder Hausarbeiten einfließen zu lassen.“
Die gesammelten Erfahrungen und gewonnenen Erkenntnisse können nicht nur in Abschlussarbeiten, sondern auch in weiteren Forschungsprojekten und praktischen Anwendungen genutzt werden. Die Kombination aus wissenschaftlicher Forschung und praktischer Umsetzung bietet eine wertvolle Lernumgebung, die den Studierenden hilft, ihre Fähigkeiten zu entwickeln und gleichzeitig einen direkten Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung zu leisten.