Maßnahmen der Hochschule angesichts des Ukraine-Kriegs

Der Krieg in der Ukraine betrifft die Hochschule Rhein-Waal (HSRW) und ihre Angehörigen in vielfältiger Weise, da diese sehr international aufgestellt ist: Mehr als 50 Prozent aller Studierenden kommen aus dem Ausland; im Vergleich dazu liegt der Durchschnitt bundesweit an Hochschulen bei etwa 15 Prozent. Derzeit sind 34 Studierende aus der Ukraine, 84 aus Russland und fünf aus Belarus an der Hochschule eingeschrieben. Im Moment befinden sich keine Studierenden der Hochschule im Rahmen eines Gastaufenthaltes in der Ukraine.

Internationalität in der Lehre, Forschung und in der Zusammenarbeit machen die Hochschule aus. So kooperiert die Fakultät Life Sciences seit 2016 im Rahmen der DAAD-Ostpartnerschaften mit der State Biotechnological University Charkiw, Ukraine, deren Gebäude vom Angriff betroffen sind. Ein wissenschaftlicher Austausch ist aufgrund der gegenwärtigen Situation nicht möglich.

Die Hochschule hat verschiedene Partnerschaftsabkommen mit russischen Institutionen, so zwei Partnerschaften in St. Petersburg: zum einen mit der Staatlichen Universität für Informationstechnologien, Mechanik und Optik Sankt Petersburg, ITMO (Fakultät Technologie und Bionics), zum anderen mit der Russischen Akademie für Volkswirtschaft und Öffentlichen Dienst, RANEPA, (Fakultät Gesellschaft und Ökonomie). Weitere Partnerschaften bestehen im Rahmen der vom DAAD geförderten Ostpartnerschaften mit der Siberian Federal University und der Vologda State Dairy Farming Academy (Fakultät Life Sciences). 

Als Reaktion auf den Angriff Russlands auf die Ukraine und die darauffolgenden Sanktionen aus Politik und Wirtschaft haben deutsche Hochschulen und wissenschaftliche Einrichtungen die Zusammenarbeit mit russischen Partnerinstitutionen eingestellt. Ausschlaggebend war nicht zuletzt eine gemeinsame Stellungnahme der russischen Union der Hochschulrektoren, in deren Wortlaut es heißt, dass es in diesen Tagen sehr wichtig sei, „unser Land, unsere Armee, die unsere Sicherheit verteidigt, zu unterstützen, unseren Präsidenten zu unterstützen, der die vielleicht schwierigste Entscheidung seines Lebens getroffen hat, eine hart erkämpfte, aber notwendige Entscheidung.“

In der Wissenschaft ist dieser Abbruch zu den Beziehungen eine Gratwanderung, aber es ist klar, „dass jetzt erst einmal keine Gelder mehr fließen. Russische Institutionen müssen sanktioniert, formelle Kooperationen eingefroren oder eingestellt werden. Aber die individuelle Zusammenarbeit mit den westlichen Werten und Demokratien zugewandten Wissenschaftler*innen muss bestehen bleiben. Ebenso sollten junge Menschen und Studierende aus Russland die Möglichkeit haben, im westlichen Wissenschaftssystem eine Heimat zu finden. Science Diplomacy muss der letzte Bindungsfaden sein und darf nicht reißen“, so Hochschulpräsident Dr. Oliver Locker-Grütjen.

Die Hochschule Rhein-Waal wird ihrem Leitbild gemäß eine offene und diskriminierungsfreie Hochschule bleiben. Sie fördert den internationalen wissenschaftlichen Diskurs sowie einen werteorientierten und kulturellen Austausch. Mit dieser Weltoffenheit leistet sie einen Beitrag zum gegenseitigen Verständnis der Kulturen in einer vernetzten Welt. Gerade in dieser herausfordernden Zeit wird sich die Hochschule vehement für die Grundwerte Frieden, Freiheit und Demokratie einsetzen. Nunmehr geht es vordringlich darum, die Aufnahme von ukrainischen Studierenden und Wissenschaftler*innen vorzubereiten und Unterstützungsangebote zu entwickeln.

Aktuelle Maßnahmen

Informationsangebote: Auf den Webseiten der Hochschule wird es zeitnah Informationen für die verschiedenen Statusgruppen geben. Es wurde eine zentrale Koordinierungsstelle für Anfragen jeglicher Art von Studierenden oder Beschäftigten eingerichtet. Diese ist am Zentrum für Internationalisierung und Sprachen (ZIS) angesiedelt und unter ukraine@hochschule-rhein-waal.de erreichbar.

Öffnung der Gasthörerschaft: In jedem regulären Semester besteht die Möglichkeit, über eine Gasthörerschaft an Lehrveranstaltungen der Hochschule Rhein-Waal teilzunehmen. Im Sommersemester 2022, das mit Vorlesungsbeginn am 21. März 2022 startete, werden (ausgewählte) ÜberVeranstaltungen der Fakultäten Technologie und Bionik, Life Sciences und Gesellschaft und Ökonomie am Klever Standort der Hochschule sowie der Fakultät Kommunikation und Umwelt in Kamp-Lintfort geöffnet. Vor allem Geflüchtete aus der Ukraine sind willkommen! Weitere Informationen

Unterstützung für an der HSRW eingeschriebene Studierende aus der Ukraine sowie Belarus und Russland: Die Zentrale Studienberatung mit dem Welcome Centre, die psychologische Beratung sowie der Allgemeine Studierendenausschuss (AStA) bieten entsprechende Angebote, die allen offen stehen. Diese können auf den bekannten Wegen kontaktiert werden.

Studierende aus der Ukraine mit ukrainischer Nationalität: Ukrainische Studierende, die an einer Hochschule in der Ukraine eingeschrieben sind und nunmehr vorübergehenden Schutz im Bundesgebiet suchen, können nach Anmeldung in einer Kommune und nach Registrierung bei der Ausländerbehörde einen Antrag auf Erteilung einer Aufenthaltserlaubnis nach § 24 des Gesetzes über den Aufenthalt, die Erwerbstätigkeit und die Integration von Ausländern im Bundesgebiet (Aufenthaltsgesetz – AufenthG) stellen.

Für das Sommersemester mit Vorlesungsbeginn am 21. März 2022 ist die Bewerbungsphase bereits abgelaufen, so dass eine Einschreibung nach aktuellem Stand nicht mehr möglich ist. Die Hochschule arbeitet derzeit intensiv an einem Programm speziell für ukrainische Studierende, damit diese den Zeitraum bis zum Beginn des Wintersemesters 2022/23 überbrücken können, beispielweise über Intensivsprachkurse. Die Bewerbungsphase für das kommende Wintersemester startet Anfang Mai 2022.

Studierende aus der Ukraine aus Drittstaaten: Studierende, die an einer Hochschule in der Ukraine eingeschrieben sind, aber nicht ukrainischer Nationalität sind, haben in Deutschland generell kein Aufenthaltsrecht. Diese Studierenden haben eine Durchreisegenehmigung, um in ihre Heimatländer auszureisen. (Ausnahmen bestehen nur, wenn sie aufgrund ihres Heimatlandes den Status als Geflüchtete haben bzw. erlangen.) Dieser Personengruppe steht es – wie allen anderen Studieninteressierten – offen, sich ab Anfang Mai 2022 regulär um einen Studienplatz für das Wintersemester 2022/23 zu bewerben.

Ukrainische Wissenschaftler*innen: Diese erfahren individuelle Hilfe aufgrund der persönlichen Verbindungen zur Hochschule. Eine erste Person aus der Ukraine ist bereits mit ihrer Familie am Niederrhein angekommen. Die Unterbringung für zwei weitere ist in Planung. Zudem beabsichtigt die Hochschule, ihr Engagement bei ‚Scholars at Risk‘ auszubauen.

Wissenschaftler*innen aus Belarus und Russland: Die Hochschule stellt jegliche Kooperationen ein; Zahlungen in diese Länder werden gestoppt. Inwieweit Beschäftigte in Deutschland bzw. Belarus und Russland davon betroffen sind, wird im Einzelfall geprüft.