„Verbesserungswürdig“: Ergebnisse der Bürger*innenbefragung über Kommunikationsprozesse und Ehrenamt im Kreis Kleve veröffentlicht

Wie nehmen Bürger*innen im Kreis Kleve Kommunikation und Teilhabe wahr? Das wollten Studierende der Hochschule Rhein-Waal herausfinden. In einer Umfrage unter 1.370 Teilnehmenden fanden sie heraus, dass insbesondere die Kommunikationsprozesse und Bürgerbeteiligung im Kreis Kleve aus Sicht der Befragten verbesserungswürdig erscheinen.

Ziel des studentischen Projekts „Private Public Partnership“ (dt.: öffentlich-private Partnerschaft) der Hochschule Rhein-Waal im vergangenen Wintersemester 2020/21 war zu erfahren, wie bürgerschaftliches Engagements durch Verwaltung und Politik im Kreis Kleve begleitet wird. Von den Befragten engagieren sich zwei Drittel seit mehreren Jahren ehrenamtlich und sind zwischen 19 und 80 Jahre alt. Dabei üben viele ihr Engagement zusätzlich zu einer Vollzeitbeschäftigung aus und pendeln im Schnitt ca. 20 % zu einem Arbeitsplatz außerhalb des Kreises. Zusätzlich zur beruflichen Einbindung, engagieren sich diese Bürger*innen aus einer Vielzahl verschiedener Gründe für ihre Heimat, vor allem aber, weil sie ihre Aktivitäten als wichtig für sich selbst und ihr Umfeld wahrnehmen.

 

Ergebnisse zur Frage über die Gründe des bürgerschaftlichen Engagements

Bei der Analyse der Begleitung bürgerschaftlichen Engagements interessierte die Studierenden zunächst die Wahrnehmung über die Vermittlung von Informationen durch die Rathäuser im Kreis Kleve. Die Hälfte der Befragten gibt an, von ihren Kommunen über aktuelle Themen oder Vorgänge ausreichend informiert zu werden. Auch herrscht der Eindruck vor, die richtigen Ansprechpartner*innen für konkrete Anliegen tatsächlich finden zu können. Die Zufriedenheit mit der Übermittlung von Inhalten durch die Verwaltungen rundet auch die hohe Wertschätzung im persönlichen Kontakt ab, beispielsweise durch zurückgemeldete Begründungen der in den persönlichen Anliegen gefällten Entscheidungen. Und zukünftig besteht eine Tendenz vermehrt auf digitalem Weg zu kommunizieren oder online an Sitzungen teilzunehmen.

Kommunalpolitik wird anders als die Arbeit der Verwaltungen eher kritisch gesehen. Hier scheinen die Bürger*innen klar zu differenzieren. Die Teilnahme an verschiedenen Formen von Bürgerbeteiligungsprozessen führt nicht, wie von den Studierenden erwartet, zu einer positiveren Wahrnehmung der Rolle der Kommunalpolitik: „Dies ist ein Widerspruch in sich, da zu erwarten wäre, dass die aktive Wahrung eigener Interessen zu einer entsprechend wertschätzenden Wahrnehmung führen würde. Hier stellt sich also die Frage, ob die Menschen die (Kommunikations-)Prozesse in den Kommunen kennen und an welchen Stellschrauben sich gegebenenfalls ‚anpacken‘ ließe. Ansetzen könnten die Verwaltungen zum Beispiel daran, dass die Möglichkeiten zur Beteiligung nur zu einem Drittel der Befragten als ausreichend eingeschätzt werden. Ein weiterer Punkt für mögliche Verbesserungen sind Angebote digitaler Beteiligungsformen, die sich die Bürger*innen vermehrt vorstellen können“, so der Leiter des Projekts Prof. Dr. Klaus Hegemann.

Ein dritter zentraler Aspekt der Analyse ist die Ausprägung der Identifikation mit der jeweiligen Gemeinde. Ein Wir-Gefühl motiviert zur Übernahme gemeinnütziger Aufgaben für den direkten Lebensraum. Hier nahmen die Studierenden wahr, dass engagierte Bürger*innen sich mit ihren eigenen, sozialen Gruppierungen und Vereinen stark identifizieren, jedoch der Austausch zwischen den Vereinen oder Ortsteilen schon in den eigenen Kommunen als unzureichend empfunden wird. Hier könnte Verwaltung und Politik beispielsweise ansetzen, indem die Vernetzung und der Erfahrungsaustausch von Ehrenamt stärker in den Focus genommen werden. Ein Ansatz, neue Synergien zu schaffen, könnte sein, bestehende Ressourcen in der eigenen Stadt oder Gemeinde überhaupt erst einmal zu kennen. Auch auf diese zugreifen zu können, würde zur Nachhaltigkeit des Ehrenamts wesentlich beitragen. Wenn eine Kommune erst einmal eine Idee erfolgreich umgesetzt hat, können diese mit anderen Städten und Gemeinden zur erfolgreichen Begleitung bürgerschaftlichen Engagements im gesamten Kreis Kleve geteilt und bei Bedarf weiterentwickelt werden.

 

Ergebnisse zur Frage über die Zufriedenheit mit dem digitalen Angebot der Kommune

Die Ergebnisse zur Zusammenarbeit von Kommunalverwaltungen, den Bürger*innen und der Politik fließen nun direkt in die Arbeit des INTERREG V A-Projekts „Volunteers 2.0“ ein, in dem sich Projektbeteiligte mit der Frage beschäftigen, wie bürgerschaftliches Engagement im Zusammenspiel mit kommunaler Verwaltung nachhaltig gestärkt werden kann.

Weitere Ergebnisse der Befragung

  • 16% der Befragten empfinden die Möglichkeiten, Kontakt mit der Verwaltung aufzunehmen, als weniger einfach
  • 31% stimmten der Aussage ‚Es ist mir nicht klar, an welche Instanz ich meine persönlichen Ansichten herantragen kann‘ ‚eher‘ oder ‚voll und ganz‘ zu
  • 50% stimmten der Aussage, ‚Ich denke, dass mit meinen Meinungen oder Ideen respektvoll umgegangen wird durch Mitarbeiter*innen in der Verwaltung der Stadt/ Gemeinde, auch wenn wir unterschiedliche Meinungen haben.‘ mit ‚eher‘ und ‚voll und ganz‘ zu
  • 30% der Befragten stimmten der Aussage ‚Ich denke, meine Meinungen und Ideen werden durch Mitarbeiter*innen in der Verwaltung der Stadt/Gemeinde nicht ernst genommen‘ mit ‚ eher‘ und ‚ voll und ganz zu‘

Kooperationsprojekt „Volunteers 2.0“

In dem Projekt „Volunteers 2.0“ kooperieren zehn deutsche und niederländische Städte mit jeweils einem Quartier, um grenzüberschreitend die Nachhaltigkeit von Bürgerbeteiligung zu stärken. Dabei ist neben der Hochschule Rhein-Waal auch die niederländische HAN University of Applied Sciences mit den Standorten Arnheim und Nimwegen beteiligt. Durch den deutsch-niederländischen Austausch lernen die Beteiligten voneinander und schaffen neue Netzwerke.

Das Projekt „Volunteers 2.0“ wird im Rahmen des INTERREG V A-Programms Deutschland-Nederland mit Mitteln des Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung (EFRE) und des Ministeriums für Wirtschaft, Innovation, Digitalisierung und Energie des Landes Nordrhein-Westfalen (MWEIMH NRW) sowie der Provinz Gelderland kofinanziert.

Weitere Informationen:

INTEREG VA-Projekt "Volunteers 2.0" | Hochschule Rhein-Waal (hochschule-rhein-waal.de)