Geehrt: Hochschulpreisträger 2023

Das „schwarze Gold vom Niederrhein“, das Silicon Valley von Emmerich am Rhein, künstliche Intelligenz, die mit Chemikalien hantiert, und ein Postbote, der durch Schwindelei zum Oberarzt wird. Was es mit all dem auf sich hat, zeigte sich kürzlich beim „Forum Kreis Kleve – Das Fachleute-Treffen für wirtschaftliche Interessierte“, veranstaltet von der Wirtschaftsförderung Kreis Kleve, das zum 15. Mal über die Bühne ging und wie immer unterstützt wurde von den Volksbanken und Sparkassen in der Region. Knapp 300 Gäste waren der Einladung der Kreis-WfG gefolgt und verbrachten im Kultur- und Kongresszentrum KASTELL in Goch einen kurzweiligen Abend, der moderiert wurde von Christoph Kepser. 

Zum ersten Mal begrüßte Landrat Christoph Gerwers in seiner Eigenschaft als Schirmherr der Veranstaltung die Gäste. Der Landrat äußerte seine Freude darüber, dass das Format seit dem Jahr 2007 nichts von seiner Anziehungskraft verloren habe. Insbesondere, so Gerwers, gehe es beim Forum Kreis Kleve auch darum, „die fruchtbare Zusammenarbeit von Hochschule und regionaler Wirtschaft zu feiern“.  Für den Hochschul-Preis seien auch in diesem Jahr bei der Kreis-Wirtschaftsförderung wieder zahlreiche Bewerbungen eingegangen, aus denen die Jury, bestehend aus dem Landrat, Vertreter der hiesigen Sparkassen und Volksbanken, Kreis-Wirtschaftsförderin Brigitte Janssen und Hochschul-Präsident Prof. Dr. Oliver Locker-Grütjen, letztlich drei Preisträger ausgewählt habe. „Sie alle vereint, dass Sie längst erkannt haben, welchen Mehrwert die Hochschule Rhein-Waal für die unternehmerisch Tätigen in unserer Region hat. Denn Sie haben den Kontakt zur Hochschule gesucht, in der Hoffnung, hier einen Problemlöser zu finden. Und Sie wurden nicht enttäuscht“, sagte Gerwers. Anhand der eingereichten Projekte sei deutlich zu erkennen, dass die Hochschule ihr Versprechen gehalten habe, einen Wissenstransfer in die Region zu liefern. 

Bevor es zur Hochschulpreisverleihung kam, hatte der Hauptredner des Abends, Prof. Dr. Uwe Peter Kanning, den Gästen ein Thema mitgebracht, das vielen unternehmerisch Tätigen derzeit auf den Nägeln brennt: Die Suche nach geeigneten Mitarbeiter*innen.  Um zu verdeutlichen, was dabei alles schief laufen kann, hatte der Wirtschaftswissenschaftler seinen Vortrag – bewusst provokant – mit dem Titel „Wie Sie garantiert den falschen Mitarbeiter finden“  überschrieben. Anhand von zwölf Beispielen machte Prof. Dr. Kanning den Gästen auf unterhaltsame Art und Weise einerseits klar, was Firmen bei Auswahlverfahren vermeiden sollten, aber auch, wie das Personalrecruiting zum Erfolg führt. Eine Erkenntnis dabei: Personaler sollten sich nicht nur auf ihre Menschenkenntnis und ihr Bauchgefühl verlassen. Andernfalls könne es geschehen, dass sie „auf Blender wie Gerd Postel hereinfallen, der sich mithilfe von Lug und Betrug Jobs vom Postboten bis zum Oberarzt und Psychiater erschlichen hat“, so Prof. Dr. Kanning mit einem Schmunzeln. Der Vortrag fand großen Antrag und wurde vom Publikum mit lang anhaltendem Applaus belohnt. 

Dann folgte die mit Spannung erwartete Verleihung der Hochschulpreise 2023, unterstützt und gefördert von den Sparkassen und Volksbanken im Kreis Kleve. Der erste Hochschulpreis ging nach Emmerich am Rhein. Ausgezeichnet wurden die Biotec GmbH & Co KG und der Lehrstuhl für nicht metallische Werkstoffe der Fakultät Technik und Bionik von Prof. Dr. Christoph Heß. Das Biotec-Team um Geschäftsführer Stefan Barot stellt biologisch abbaubare Verbund-Kunststoffe her, mit denen Produkte wie etwa Tiefkühlverpackungen oder Tragetaschen hergestellt werden können. In einem gemeinsam Projekt mit dem Lehrstuhl  von Prof. Dr. Christoph Heß werden kleine Mengen dieser Kunststoffe mit große Mengen Biomasse zur Vergärung gebracht. In diesem Prozess soll Biogas entstehen, das zur Energiegewinnung genutzt werden kann. Die ersten Ergebnisse sind vielversprechend. 

Der zweite Hochschulpreis 2023 ging an die Fluxana GmbH & Co. KG aus Bedburg-Hau und den Lehrstuhl Technische Informatik der Fakultät Technologie und Bionik von Prof. Dr. Ronny Hartanto. Seit der Gründung der Hochschule Rhein-Waal setzt Fluxana auf eine intensive Zusammenarbeit, hat 16 Werksstudierende betreut, elf Pflichtpraktika ermöglicht, sechs Bachelorarbeiten begleitet und sogar drei Absolventen der Hochschule Rhein-Waal eingestellt. Beim nun mit dem Hochschulpreis ausgezeichneten  Projekt geht es um die Automatisierung von Probenvorbereitungsmaschinen für die Röntgenfluoreszensanalyse. Dabei kommen künstliche Intelligenz und Roboter, die die Proben haargenau wiegen und transportieren, zum Einsatz. 

Dritter Preisträger sind die Umweltbetriebe der Stadt Kleve AöR – kurz USK – und Prof. Dr. Matthias Kleinke sowie Prof. Dr. Florian Wichern von der Fakultät Life Sciences. Die USK haben am Standort der Kläranlage Kleve-Salmorth in eine Thermokompaktanlage investiert und damit einen wesentlichen Grundstein für den Weg hin zu einer energieautarken und damit klimaneutralen Kläranlage gelegt. Der geplante Ausbau dieser Thermokompaktanlage soll zu einer Optimierung in energetischer, ökonomischer und ökologischer Hinsicht beitragen. Das mit dem Hochschulpreis ausgezeichnete Projekt beschäftigt sich mit der Verwertung des Klärschlamms in Form eines Pyrolyseverfahrens, bei dem hochwertiger Phosphatdünger in Form von Kohle entsteht. In Versuchen im Gewächshaus der Hochschule wird erfasst, wie gut bestimmte Pflanzen die in der Pyrolysekohle enthaltenen Nährstoffe aufnehmen und welche Ernte-Erträge sich so erzielen lassen.  „Das gemeinsame Projekt soll quasi Argumente dafür liefern, dass die in Salmorth entstehende Pyrolysekohle - das ,schwarze Gold‘ - sinnvoll in der Landwirtschaft oder im Gartenbau eingesetzt werden kann, um das Pflanzenwachstum zu unterstützen und beschleunigen“, sagte Landrat Gerwers in seiner Laudatio.

Nach dem großen Finale mit allen Hochschulpreisträgern, Landrat, Jury und Moderator auf der Bühne, trafen sich die Gäste noch zu guten Gesprächen im Kastell-Foyer und ließen dabei ein gelungenes „Forum Kreis Kleve“ noch einmal Revue passieren.