Projektgruppe der Hochschule Rhein-Waal untersucht Auswirkungen der Therapiemethode „Snoezelen“ (PM)

Eine Projektgruppe von elf Studierenden der Hochschule Rhein-Waal hat gemeinsam mit der Bönninghardt-Schule in Alpen die therapeutische Methode „Snoezelen“ untersucht. Experimentelle Verhaltensbeobachtungen sowie Messungen elektrischer Gehirnaktivitäten geben Aufschluss über den Einfluss der Methode auf die Konzentrationsfähigkeit und das Auftreten stereotypischer Verhaltensweisen.

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Snoezelen, aus dem niederländischen zusammengesetzt aus „snuffelen“ (entdecken/erkunden) und „doezelen“ (dösen/entspannen) ist eine in den 1980er Jahren von zwei Niederländern (Ad Verheul und Jan Hulsegge) entwickelte therapeutische Methode, die ursprünglich für Menschen mit schweren geistigen oder körperlichen Einschränkungen eingesetzt wurde, nun zunehmend aber auch bei Kindern und älteren Menschen sowie im psychiatrischen Kontext Anwendung findet. Sanfte Stimulation verschiedener Sinne in einem speziell dafür eingerichteten Raum soll ein Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit vermitteln, um auf diese Weise Entspannung zu erzeugen. Die Methode, die sich stetig weiterentwickelt hat und inzwischen in über 30 Ländern verbreitet ist, steht zunehmend auch im Fokus der Forschung.

Unter der Leitung von Professorin Dr. Nele Wild-Wall, Professorin für Forschungsmethoden und Diagnostik in der Psychologie, und Professor Dr. Christian Ressel, Professor für Ambient Intelligent Systems, sowie unter Mitwirkung von Johannes Pfeifer, wissenschaftlicher Mitarbeiter im Studiengang Psychologie, hat jetzt eine Gruppe von elf Studierenden aus dem Masterstudiengang Information Engineering and Computer Science und dem Bachelorstudiengang Psychologie die Snoezelen-Methode im Rahmen eines Projekts wissenschaftlich untersucht. Zur Vorarbeit nahm das international besetzte und interdisziplinäre Team der Hochschule Rhein-Waal an einem Workshop im Snoezelzentrum „De Hartenberg“ in den Niederlanden teil und ließ sich von Ad Verheul in die Methodik einführen.

Anschließend untersuchte ein Teil der Gruppe in Kooperation mit der Bönninghardt-Schule, einer Förderschule des Kreises Wesel mit dem Förderschwerpunkt Geistige Entwicklung in Alpen, welchen Einfluss das Snoezelen auf das Verhalten der Schülerinnen und Schüler ausübt. Über einen Zeitraum von sechs Wochen hospitierten unter der Leitung von Fachlehrerin Karin Veltkamp an insgesamt sechs Tagen fünf Studierende an der Schule in drei Gruppen. Sie beobachteten das Sozialverhalten, emotionale Äußerungen, die Konzentration sowie aggressives und stereotypisches Verhalten der Schülerinnen und Schüler im Alter zwischen 12 und 21 Jahren. In Beobachtungsbögen hielten sie detailliert fest, ob und in welcher Form sich Verhaltensänderungen nach einem 45-minütigen Aufenthalt in einem Snoezelraum der Schule ergaben.

Der andere Teil der Projektgruppe errichtete im Psychologielabor der Hochschule Rhein-Waal einen kleinen Snoezelraum und lud Freiwillige zur Teilnahme an einem Experiment – der Untersuchung von Snoezelen als Entspannungsmethode durch mobile Hirnstrommessung – ein. Dabei wurde mit einem Elektroenzephalogramms (EEG), die elektrische Aktivität des Gehirns der Teilnehmenden an bestimmen Stellen vor, während und nach dem Besuch im Snoezelraum gemessen. Die insgesamt 21 Freiwilligen mussten dafür 20 Minuten in dem Raum verbringen. Die Datenanalyse gibt unter anderem Aufschluss über den Konzentrations- oder Entspannungszustand der Probandinnen und Probanden und lässt Rückschlüsse zu, ob und inwieweit das Snoezelen zur Entspannung geführt hat.

Die Ergebnisse der Untersuchungen weisen darauf hin, dass sich Snoezelen positiv auf die Konzentrationsfähigkeit auswirkt und das Auftreten stereotypischer Verhaltensweisen verringert. Über alle beobachteten Gruppen der Bönninghardt-Schule zeigte sich im Mittel ein deutlicher Rückgang stereotypischer Verhaltensweisen nach dem Snoezelen. Auch ließen sich eine signifikante Verbesserung der Konzentration sowie ein positiver Einfluss von Snoezelen auf das Sozial- und Aggressionsverhalten erkennen. Die Daten aus dem Laborexperiment lassen am Bildschirm erkennen, dass Frequenzen der Gehirnaktivität, die im Zusammenhang mit mentaler Beanspruchung stehen, während des Snoezelen reduziert sind. Die Methode kann demzufolge einen wichtigen Beitrag im Rahmen therapeutischer Interventionen leisten, aber auch für Menschen ohne spezifische Einschränkung Wege der Entspannung bieten.

Die gewonnenen Erkenntnisse nutzten die Studierenden ferner für Empfehlungen zur weiteren Ausgestaltung der Snoezelräume in der Bönninghardt-Schule. So schlagen sie unter anderem vor, die Farben zu reduzieren, vorwiegend die Farbe Weiß einzusetzen sowie farbige Elemente und Dekorationen zu entfernen oder zu ersetzen. Die Neugestaltung soll dazu führen, die Grundreize niedrig zu halten, relevante Reize herauszustellen und den Raum größer wirken zu lassen. Wichtig ist nach Ansicht der Studierenden auch die Ausstattung mit auditiven Elementen, zum Beispiel einer Ocean Drum, und mit aktivierenden Elementen wie einer leichten Schaukel oder Wippe. Zudem empfehlen sie, zwischen den beiden Snoezelräumen mit Hilfe der Ausstattung in einen aktivierenden und einen entspannenden Raum zu unterscheiden.

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